In einem am vergangenen Dienstag veröffentlichten Statement schaltete sich nun Amnesty International in den Fall ein. Darin heißt es: “Selbst wenn die drei verhafteten Frauen an den Protesten beteiligt gewesen waren, ist die Schwere der Reaktion der russischen Behörden – die Inhaftierung und Beschuldigung des Rowdytums – keine berechtigte Reaktion auf die friedlichen Äußerung ihrer politischen Überzeugungen.” Die Aktion Ende Februar habe nur wenige Minuten gedauert, minimale Störung verursacht und das Gebäude nicht beschädigt, argumentiert die Menschenrechtsgruppe. Russland sollte das Recht der Menschen auf freie Meinungsäußerung anerkennen und die Drei Frauen, die von Amnesty als politische Gefangene anerkannt wurden, “unverzüglich und bedingungslos” freilassen.
Anfänglich hat auch die russisch-orthodoxe Kirche um Erbarmen für die Protestierenden gebeten. Später schwenkte sie jedoch um und forderte fortan harte Strafen für die Aufstachelung zum Hass mit Hlfe der Religion. Auch von ihrer Seite wurde am vergangenen Dienstag eine Erklärung öffentlich. Darin argumentiert sie unter dem Beschuss von “anti-russischen Kräften” gestanden zu haben. Gemeint sind damit die Proteste der “Pussy Riot”, aber auch die medialen Anschuldigungen gegen Patriarch Kirill. Die Unterstützung der Kirche für den ehemaligen KGB-Spion Putin, dessen zwölfjährige Herrschaft von Kirill als “Wunder Gottes” beschrieben worden ist, hat viele Anhänger der Anti-Putin-Protestbewegung, die in den vergangenen Monaten entstanden ist, sehr verärgert.
Bereits seit vergangenen November sorgen die “Pussy Riots” mit ihren provokanten, gegen Putin gerichteten Aktionen und Texten für Aufsehen in Russland. Ihr jüngstes “Punk-Gebet” in der Erlöser-Kathedrale richtete sich nun, so die Frauen selbst, nicht nur gegen die Politik, sondern eben auch gegen die hiesige Kirche, die ihrer Ansicht nach zu stark mit den Mächtigen verbunden und zu patriarchalisch sei. Für die gerade einmal 41 Sekunden dauernde Aktion drohen den drei Frauen, die allesamt nicht vorbestraft sind, jetzt sieben Jahre Gefängnis. Der erste Verhandlungstag ist für Ende April angesetzt.
Obschon es für das Eindringen in eine Kirche auch von Putin-Gegnern Kritik für die Frauen hagelte – viele sahen die Gefühle der Gläubigen verletzt – so ist das jetzige harte Vorgehen der Regierung eher kontraproduktiv. Die Solidarität für die Inhaftierten wächst – von Tag zu Tag. Nicht wenige gehen für sie auf die Straße. Die Anwälte der Frauen sind jedenfalls gewappnet. Sie sollen bereits den nächsten Schritt zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vorbereiten.
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