Leibwächter von Russlands Chefermittler Alexander Bastrykin, so beschreibt Dmitry Muratov in einem Offenen Brief, hätten Sergei Sokolov, einen Nachrichtenredakteur seiner Zeitung, Anfang Juni dieses Jahres dazu gezwungen mit ihnen in eine Wald nahe der Hauptstadt Moskau zu fahren. Dort habe Bastrykin den Journalisten massiv bedroht. Bastrykin hätte, so Muratov weiter, sogar Witze über einen möglichen Tod Sokolovs gerissen und erklärt, dass er diesen persönlich untersuchen würde.
Angst um sein Leben: Sergei Sokolov flüchtet außer Landes
Wahrscheinlich, fährt Muratov fort, waren Bastrykins Worte ein emotionaler Ausbruch. Um den Kollegen gehörig einzuschüchtern und um sein Leben fürchten zu lassen haben diese jedoch ausgereicht. Wie der Chefredakteur gegenüber dem russischen Radiosender “Kommersant FM” erklärte, habe sein Kollege Sergei Sokolov das Land mittlerweile sogar verlassen und erklärt, dass er nicht eher zurückkehren würde, bis der Chefermittler sein Gemüt wieder beruhigt hätte.
Bastrykin kommentierte die Geschichte an diesem Mittwoch nicht. Eine schriftliche Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters an den Untersuchungsausschuss blieb ohne Rückmeldung.
Journalist wirft Chefermittler vor Bande zu schützen
Die Spannungen zwischen Bastrykin und Sokolov dauern bereits seit längerem an. Überworfen haben sich die beiden in Folge eines Blutbades im Jahre 2010 im Dorf Kushchyovskoye in der Region Krasnodar, wo eine lokale Bande zwölf Personen, darunter auch Kinder ermordet hatte. Ein mutmaßliches Bandenmitglied, das wegen Vertuschung der Morde angeklagt war, kam letzten Monat mit einer Geldstrafe von lediglich 150.000 Rubel, etwa 4,500 US-Dollar, davon. Das in seinen Augen viel zu milde Urteil veranlasste Sokolov den Untersuchungsausschuss und andere Staatsbeamte als “das Fundament der Macht” von Banden wie der in Kushchyovskoye zu bezeichnen. Später entschuldigte sich Sokolov beim Bastrykin. Der wiederum schlug die ausgestreckte Hand in den Wind und erklärte, dass die Worte des Journalisten ein Duell wie zur Zarenzeit verdient hätten.
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