Die Bilder, die an diesem Dienstag in der britischen Daily Mail zu sehen sind, wirken auf den ersten Blick, als wären sie gut gelungene Photomontagen. Eis und Schnee haben die Straßen der kleinen russischen Ortschaft Oimjakon fest im Griff. Selbst Verkehrsschilder und Ampeln sind mit einer dicken Schicht überzogen. Die Wäsche gefriert an den Leinen. Nur vereinzelt wagen sich die Bewohner nach draußen. Weit und unwirklich ist die Kulisse, die schon beim bloßen Betrachten frösteln lässt. Dass hier überhaupt Leben möglich ist, scheint fast ausgeschlossen.
Im direkten Vergleich wirken die europäischen Winter der vergangenen Jahre geradezu lächerlich. Minus 71 Grad, so kalt kann es in Oimjakon werden. Und so extrem, schreibt die britische Zeitung, dass in dieser Jahreszeit nicht einmal Flugzeuge landen können.
Durchschnittlich minus 50 Grad im Januar
Ohnehin ist die Ortschaft im Nordosten Russlands international bereits als der “Kältepol” schlechthin bekannt. Durchschnittlich minus 50 Grad – das ist dort ein ganz normaler Januar. Kein Wunder also, dass das Dorf die kälteste ständig bewohnte Siedlung der Welt ist. Hier herrschen die niedrigsten je gemessenen Temperaturen an einem dauerhaft bewohnt Ort auf der Erde und die niedrigsten Temperaturen in der nördlichen Hemisphäre.
Etwa 500 Menschen leben dennoch in Oimjakon. Das Dorf liegt etwa 750 Meter über dem Meeresspiegel und ist etwa eine zweitägige Fahrt von Jakutsk, der Hauptstadt der Region, die im Winter die kältesten Temperaturen der Welt hat, entfernt. Die Länge eines Tages variiert von drei Stunden im Dezember bis 21 Stunden im Sommer. Und trotz seiner schrecklichen Winter, erreichen die Temperaturen im Juni, Juli und August nicht selten über 30 Grad.
Oimjakon: Einst nur Zwischenstopp für Rentierzüchter
In den 1920er und 1930er Jahren war das Dorf lediglich ein Zwischenstopp für Rentierzüchter, die ihre Herden aus der Thermalquelle trinken ließen. Doch die Sowjetregierung, die am liebsten sämtliche Nomaden dazu gezwungen hätte, sich dauerhaft niederzulassen, machte genau diesen Ort zu einer permanenten Siedlung, um das Volk in Zukunft besser kontrollieren zu können. Die Folge: Seither kämpfen die Einwohner mit Dingen, die in Europa alltäglich sind. Auf Grund der extrem niedrigen Temperaturen werden einfachste Handgriffe zu einer Tortur. Kommunikation mit der Außenwelt Fehlanzeige. Denn selbst wenn es dort Empfang geben würde. Auf Grund der Kälte würden die Handys ohnehin nicht funktionieren. Selbst im Trauerfall ist die Situation anders als Tausende Kilometer weiter westlich. Denn der Boden ist derart gefroren, dass die Aushebung einer Grabstätte gut und gerne drei Tage in Anspruch nehmen kann.
Noch immer überlebt die Bevölkerung ohne jeglichen Luxus, wie er hierzulande gang und gäbe ist. Die Toiletten sind zumeist hinter dem Haus. Die meisten Einwohner halten sich lediglich mit Kohle und Holz warm. Die Schule bleibt übrigens erst bei unter minus 52 Grad geschlossen. Auch ihre Ernährung ist eintönig. Da in der frostigen Erde nichts gedeihen will, sind die Einheimischen vor allem auf Rentier- und Pferdefleisch eingestellt. Im Übrigen der einzige Grund, warum sie nicht an Unterernährung leiden, denn beide Tierarten liefern nicht nur Fleisch, sondern über ihre Milch auch jede Menge Mikronährstoffe.
Und immer wieder ist die Gegend das Traumziel von echten Extrem-Abenteurern:
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