Zwischen 2000 und 2010 soll die Gesamtbevölkerung um 3,4 Millionen Menschen zurückgegangen sein, berichtet Reuters. Bis zum Jahr 2017 sollen aus dem Arbeitsmarkt aufgrund der demographischen Entwicklung eine Million Arbeitskräfte wegfallen.
„Das Hauptproblem in Russland besteht in einer niedrigen Geburts- und einer relativ hohen Todesrate. Wir verlieren Hunderttausende Menschen im Jahr. Das Wichtigste ist, dass wir in den letzten Jahren viele Arbeitsfähige verlieren“, zitiert RIA Novosti Nikolai Petrow vom Moskauer Carnegie-Zentrum.
Der demographische Wandel setzte kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1995 ein. Der Kreml versuchte den Geburtenrückgang zu stoppen, indem es Restriktionen beim Tabak- und Alkoholkonsum durchsetzte und finanzielle Anreize für potentielle Mütter einführte. Doch die Maßnahmen griffen nicht.
Im Jahr 1960 lag Russland auf Platz vier nach der Bevölkerungszahl. 2010 lag das Land mit 140 Millionen Einwohnern nur noch auf Platz neun. 2050 soll die Einwohnerzahl nur noch 115 Millionen betragen. Eine Lösung des Problems hat der Kreml noch nicht gefunden.
]]>“Ich halte dieses Phänomen, das sich Feminismus nennt, für sehr gefährlich. Denn feministische Organisationen proklammieren eine Pseudo-Freiheit der Frauen, die sich in erster Linie außerhalb der Ehe und außerhalb der Familie manifestiert werden soll”, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax Patricharch Kirill.
Der Mann solle sich, seiner Ansicht nach, nach außen orientieren und das Geld verdienen. Eine Frau sei stets nach innen, auf ihre Familie und Kinder konzentriert. Werde diese außerordentlich wichtige Rolle zerstört, so habe das Folgen für alle. Der Zerstörung der Familie, so fürchtet er, folge darauf hin unweigerlich die Zerstörung des Heimatlandes.
Etwa drei Viertel der Russen betrachten sich derzeit als russisch-orthodoxe Gläubige. Kirill selbst unterhält enge Beziehungen zu Präsident Wladimir Putin, der die Kirche wiederum als Hüterin der nationalen Werte Russlands betrachtet. Kirill verglich Putins Herrschaft über Russland einst sogar mit einem Wunder Gottes. Was der Präsident mit dem Gedanken honorierte, dass die orthodoxe Kirche eine größere Rolle in einem Land, in dem der Glaube nach dem Sturz der offiziell atheistischen Sowjetunion, tief sitze, spielen sollte.
Gemeinschaftlich stellten sich beide auch gegen den Protest der Punkband Pussy Riot im vergangenen Jahr. In deren Punk-Gebet in einer Moskauer Kathedrale riefen sie die Jungfrau Maria an, das Land von Wladimir Putin zu befreien. Das Schicksal einiger Bandmitglieder ist hinreichend bekannt (mehr hier).
Am vergangenen Montag wurde Putin erneut mit weiblichen Demonstrantinnen konfrontiert. Mitglieder der Frauenrechtsgruppe Femen, die in ganz Europa gegen die Inhaftierung der Pussy Riot-Damen protestiert hatte, stellten sich dem russischen Präsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der Messe in Hannover barbusig in den Weg (mehr hier). Putin selbst tat den Vorfall mit einem Lächeln ab. Ihm habe gefallen, was er gesehen habe.
Erst am vergangenen Dienstag wurde in Russland einem Gesetz zugestimmt, das mache Straftaten gegen die Religion mit bis zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
]]>Bereits in der vergangenen Woche, so berichtet derzeit CNN, habe ein Gesetzesentwurf, um Adoptionen in die USA zu blockieren, die Staatsduma in einer ersten Lesung passiert. Für kommenden Mittwoch sei die zweite, entscheidende Lesung vorgesehen. Tritt ein entsprechendes Gesetz tatsächlich in Kraft, hat das schwerwiegende Konsequenzen für Hunderte von amerikanischen Familien, die vor hatten russische Kinder zu adoptieren.
In der Zeit von 1999 bis 2011 gab es nach Angaben des US-Außenministeriums ganze 45,112 Adoptionen von Russland in die Vereinigten Staaten. Ähnliche Zahlen gebe es sonst nur noch aus China. Doch schon jetzt hätten die Adoptionen nach einem Höchsstand im Jahr 2005 nachgelassen.
Die Partei Einiges Russland, Mehrheitspartei im Parlament, würde, so CNN, ein solches Verbot unterstützen. Betrachtet werde der Vorstoß der russischen Abgeordneten als Vergeltung in Anbetracht eines neuen US-Gesetzes, welches US-Präsident Barack Obama erst am 14. Dezember dieses Jahres unterzeichnet hatte, den so genannten “Magnitsky Act”, benannt nach dem toten Moskauer Anwalt Sergej Magnitski. Dieser deckte den größten Steuerbetrug in der Geschichte des Landes auf, an dem vermeintlich höchste russische Beamte und Regierungsstellen beteiligt waren. Er wurde festgenommen, im Gefängnis vermutlich gefoltert und verstarb dort im November 2009, während die Täter unbehelligt blieben. Das nun unterschriebene Gesetz verwehrt nun zahlreichen am Fall Beteiligten die Einreise in die Vereinigten Staaten und friert ihr Vermögen ein.
“Die Reaktion aus Moskau kam prompt”, fasst auch die Tagesschau die Ereignisse der letzten Tage zusammen. “Keine Woche später will die Staatsduma, (…), amerikanischen Sozialarbeitern und Richtern sowie den amerikanischen Adoptiveltern russischer Waisenkinder die Einreise nach Russland verwehren, so sie an Misshandlungen russischer Adoptivkinder beteiligt waren.” Und jetzt der Gipfel: ein mögliches Adoptionsverbot. Im Gesetzesentwurf liest sich das dann so: “Es ist verboten, Kinder, die Bürger der Russischen Föderation sind, zur Adoption an Bürger der Vereinigten Staaten zu übermitteln.” Gleiches gelte auch für Tätigkeiten von Organisationen in der Russischen Föderation zum Zweck der Auswahl und Platzierung von Kindern, die Bürger der Russischen Föderation sind, um diese an US-Paare mit Kinderwunsch zu vermitteln.
Tritt das Gesetz tatsächlich in Kraft, würde es ein bereits bestehendes Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten und Russland zunichte machen. In denen hatten beide Länder zusätzliche Garantien vereinbart hatten, um Kinder und alle an den internationalen Adoptionen beteiligten Parteien zu schützen. Befürworter des jetzigen Vorstoßes verweisen derzeit auf 19 Todesfälle russischer Adoptivkinder in den USA seit 1990. Zuletzt sorgte 2010 der Fall eines kleinen russischen Jungen für Aufsehen, der von seiner Adoptivmutter allein in ein Flugzeug zurück nach Russland gesetzt wurde. Diese machte geltend, dass der damals Siebenjährige zu gewalttätigen Ausbrüchen neige, welche die Familie um ihre Sicherheit fürchten ließen.
]]>Der russische Präsident Wladimir Putin sorgt sich um die demographische Entwicklung seines Landes. Um die Überalterung der russischen Gesellschaft und einem langfristigen Bevölkerungsrückgang zu entgehen, rief er die Familien jetzt dazu auf, sich für ein drittes Kind zu entscheiden. Das berichtet die türkische Zeitung Hürriyet.
In der ersten Regierungserklärung seit seiner Rückkehr in den Kreml zu seiner dritten Amtszeit als Präsident, machte Putin deutlich, dass Russland seit dem Zusammenbruch der UDSSR zwar Fortschritte im Kampf gegen die demographische Entwicklung mache. Jetzt sollte es seiner Ansicht nach allerdings zur „Norm“ werden, dass russische Familien drei Kinder hätten.
Schon jetzt habe das Land, so Putin, eine große demographische Krise überwunden. Dank verschiedener Regierungsprogramme, die in den vergangenen Jahren verabschiedet wurden, wachse die Geburtenrate stetig. Doch genau diese Anstrengungen müssten nun fortgesetzt werden.
Dabei sei die Entscheidung einer Familie, ein zweites Kind haben, quasi ein potenzieller Schritt hin zu einem dritten. Demographen zufolge, so Putin weiter, sei es außerordentlich wichtig, dass Familien diesen Schritt gehen würden. „Ich glaube daran, dass drei Kinder für eine Familie in Russland Standard werden sollten. Wenn eine Nation nicht in der Lage ist, sich zu erhalten und zu reproduzieren, wenn sie ihre Lebensrichtlinien und Ideale verliert, dann braucht sie keinen externen Feind. Alles wird auseinanderfallen.“
Nicht müde das zu betonen wird auch der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan. Auch er appellierte bereits mehrmals an die türkische Öffentlichkeit, mindestens drei Kinder zu haben. Zudem tat er sich als entschiedener Abtreibungs- und Kaiserschnittgegner hervor. Jüngst gab er diesen Rat sogar an seinen finnischen Amtskollegen Jyrki Katainen weiter.
]]>Der designierte Präsident Wladimir Putin appellierte am vergangenen Mittwoch an seine Landsleute, künftig wieder mehr Kinder zu bekommen und warnte gleichzeitig vor einem zügellosem Alkohol-, Drogen-und Tabakkonsum. Seine Rede in der Staatsduma, dem Unterhaus des russischen Parlaments, ist eine seiner letzten großen Reden als Ministerpräsident vor seiner Rückkehr in den Kreml am 7. Mai.
In seiner dritten Amtszeit im Kreml will sich Putin offenbar der akuten demographischen Krise des Landes widmen. “Für Russland zählt heute jede einzelne Person”, so Putin. “Eine starke, glückliche Familie mit mehreren Kindern ist das, worauf Staat, Gesellschaft, Religion, Bildung und kulturelle Organisationen ihre Anstrengungen konzentrieren sollten.” Besondere Sorge bereitet ihm auch, dass das Rauchen sowie der weithin grassierende Drogen-und Alkoholmissbrauch jedes Jahr rund 500.000 Menschenleben in Russland kostet – und das ganz ohne Kriege oder Katastrophen. “Das ist einfach eine ganz schreckliche Zahl”, so Putin. “Wir sollten erkennen, dass wir von Angesicht zu Angesicht mit einer ernsthaften Herausforderung stehen, dem demographischen Echo der 1990er Jahre als Russland seinen schärfsten Rückgang der Geburtenraten erlebt hat.” Deshalb brauche es auch neue, entscheidende Lösungen, wenn es um die Absichserung und Pflege der Menschen gehe.
Während seiner Wahlkampagne zu Beginn dieses Jahres schwor Putin, Russlands demographische Krise, die sich durch eine ungesunde Lebensweise, eklatante Missachtung der Sicherheitsprotokolle und Verkehrsunfälle noch verschärft hat, entgegenzutreten und die Einwohnerzahl Russlands wieder an die 154-Millionen-Marke heranzubringen. Denn die letzte Volkszählung hatte gezeigt, dass die Population seit 2002 um 2.2 Millionen Menschen geschrumpft ist und aktuell bei 142.9 Millionen liegt.
Laut Putin habe er in dieser Sache erste Fortschritte bereits in seiner Zeit als Premierminister erzielen können. So habe die Anzahl der Mütter, die sich für ein zweites Kind entschieden haben, in den letzten fünf Jahren um 45 Prozent gesteigert werden können. Die Zahl der Frauen, die nun drei oder mehr Kinder haben wollen, hätte sich sogar um 62 Prozent erhöht. “Es war ganz unerwartet für mich”, so Putin. “Immer mehr Familien entscheiden sich dafür zwei oder sogar drei russische Kinder zu haben.”
]]>Die Zahlen, die in den vergangenen Wochen von Journalisten präsentiert wurden, waren in der Tat zutiefst beunruhigend. Jährlich setzen etwa 1.500 russische Teenager im Alter zwischen 15 und 19 Jahren ihrem Leben ein Ende. Russland führt damit in dieser Altersklasse die europäische Liste an. Bei Kindern zwischen zehn und 14 Jahren sind es rund 200. Zum Vergleich: Gemäß den jüngsten Statistiken aus dem Jahr 2009 registrierte Deutschland 194 Selbstmorde unter Jugendlichen und 21 unter Kindern.
Mit seiner hohen Selbstmordrate unter Minderjährigen belegt Russland nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen UNICEF mit Rang drei insgesamt einen weltweiten Spitzenplatz hinter Kasachstan und Weißrussland. Unabhängig von der Altersklasse liegt Russland in der Selbstmordstatistik weltweit auf Platz Sechs. Nur in Litauen, Südkorea, Kasachstan, Weißrussland und Japan nehmen sich noch mehr Menschen jährlich das Leben.
Dagegen argumentieren neue Stimmen, dass nur erschreckende Ziffern genannt werden, ohne eine seriöse Beurteilung und eine Gesamtbilanz des Phänomens anzubieten. Und gleichzeitig weisen sie hoffnungsvollere Zahlen auf: Laut dem Russischen Statistikamt halbierten sich zum Beispiel die Suizide von Kindern unter 14 Jahren von 500 (2000) auf 240 (2010). Nichtsdestotrotz müssten umfangreiche Programme zum Kampf gegen die Selbstmordversuche initiiert werden, um die Wurzeln des Problems nachhaltig anzugehen.
Bertrand Bainvel, Vertreter von UNICEF in Russland, kritisierte insbesondere die falsche und sensationsheischende Herangehensweise der Medien an die Problematik. Die Presse habe die Selbstmorde detailliert beschrieben, was sogar zu weiteren Suiziden anspornen könnte, wie er warnt. Stattdessen hätten sie darüber berichten sollen, welche Möglichkeiten für Menschen bestehen, die unter Depression oder sozialen Missständen leiden, so Bainvel. Laut einem UNICEF-Bericht aus dem November vergangenen Jahres wird die Zahl der Jugendlichen, welche unter Depressionen im Jugendalter leiden, auf 20 Prozent geschätzt.
Vor 14 Tagen, so berichteten russische Medien, waren zwei 14-jährige Mädchen in Lobnja, einer etwa 30 Kilometer von Moskau entfernten Stadt, gemeinsam vom Dach eines Hochhauses gesprungen. Wie aus den Abschiedsbriefen der beiden zu entnehmen gewesen sei, hatten sie zwei Wochen die Schule geschwänzt und Angst vor der Reaktion ihrer Eltern gehabt, wenn diese es erführen. Ein ebenfalls aus Moskau stammender 14-jähriger Junge sprang einen Tag darauf Presseangaben zufolge nach einem Streit mit seinem Vater aus dem 12. Stock seines Hauses, weil der ihm vorgeworfen hatte, den Fotoapparat eines Mitschülers gestohlen zu haben.
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