Erstmals ist das Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, derzeit auf Visite in China. Unter der blauen Kuppeln der russisch-orthodoxen Missionskirche in Shanghai hielt er an diesem Mittwoch einen zweieinhalbstündigen Gottestdienst. Das Gebäude stammt aus den 1930er Jahren. Einer Zeit, in der es in der Stadt noch eine beträchtliche russischen Gemeinde gab. Das berichtet die türkische Zeitung Hürriyet.
In eine feierliche rot-orangene Robe gehüllt, grüßte Patriarch Kirill Hunderte von Gläubigen. Im oberen Teil der Kirche ertönte ein Chor. Ein sichtlich bewegendes Schauspiel für die Anwesenden: „Seit einem halben Jahrhundert hat niemand mehr die Klänge von Gottesdiensten in dieser Kirche gehört“, kommentiert etwa Michail Drozdov vom russischen Club in Shanghai das Geschehen.
In der Kirche – offiziell Shanghais russisch-orthodoxe Kathedrale – fanden bereits seit 1962 keinerlei religiöse Aktivitäten mehr statt. Im Augenblick wird das Gebäude als Kunstgalerie genutzt. Früher musste es aber auch schon mal als Werkstatt herhalten.
Religion ist in der Volksrepublik China kein leichtes Unterfangen. China ist ein laizistischer Staat. Die Mehrheit der chinesischen Bevölkerung bekennt sich offiziell zu keiner Konfession. Ein nationales Konfessionsgesetz existiert nicht. Welches Verhältnis Staat und Religion tatsächlich zueinander haben, scheint unklar und verhält sich zudem von Region zu Region verschieden. Auch wie viele Gläubige es tatsächlich gibt, ist nicht exakt festzustellen. Von politischer Seite gilt die bedingte Religionsfreiheit. Derzeit gibt es fünf staatlich anerkannte Religionen: Den Katholizismus, den Protestantismus, den Buddhismus, den Daoismus und schließlich den Islam, die jeweils eine so genannte „Patriotische Vereinigung“ besitzen müssen.
Der russisch-orthodoxe Glaube gehört nicht zu den anerkannten Religionen. Die Regierung erlaubt ihren Anhängern jedoch, sich im russischen Konsulat in Shanghai für Gottesdienste zu versammeln. Die Teilnehmer an diesem Mittwoch, vor allem Ausländer aus Osteuropa, hoffen nun auf eine Rückgabe der historischen Kirche. Oder zumindest auf einen besseren Zugang. „Es gibt Hoffnung“, zitiert die Nachrichtenagentur AFP die russische Studentin Ira Pererva. So sei auf höchster Ebene zwar darüber gesprochen worden, es gebe bisher allerdings kein Ergebnis.
1988 war die Kirche in der ehemaligen Französische Konzession bereits restauriert worden. Damals wurden allerdings die goldenen kyrillischen Schriftzeichen und religiöse Symbole an den Wänden zerstört. Warum die chinesische Führung dennoch zögert, den Gläubigen ihr Gotteshaus wieder vollständig zu übergeben, darüber lässt sich nur mutmaßen. Beobachter begründen das Verhalten unter anderem damit, dass man fürchtet, dass neben den russisch Orthodoxen dann unter Umständen auch andere Gemeinden, wie etwa die hiesige jüdische Bevölkerung stärker auf ihre Rechte an den noch bestehenden Synagogen pochen könnte.
Patriarch Kirill hielt sich von 10. bis 15. Mai in China auf. Seine Visite erfolgte auf eine offizielle Einladung der chinesischen Behörden hin. Es ist die erste in der Geschichte der russisch-orthodoxen Kirche überhaupt. Die seelsorgerischen Tätigkeiten der Russischen Kirche in China reichen ins 17. Jahrhundert zurück. 1954, so berichtet die Stimme Russlands, wurde die Russische geistliche Mission in China aufgelöst. Der letzte Vorsteher der Chinesischen Orthodoxen Kirche verstarb im Jahre 1962.
Mittlerweile beginnt die Zahl der christlich-orthodoxen Kirchen und Gemeinden in der Republik allmählich zu wachsen, nachdem die Russische Orthodoxie unter Mao fast ausgerottet wurde. Derzeit, darauf verweist Russland Aktuell, gelten etwa 15.000 Einheimische als russisch-orthodox. Über eigene Kirchen verfügen sie nicht.
]]>“Ich halte dieses Phänomen, das sich Feminismus nennt, für sehr gefährlich. Denn feministische Organisationen proklammieren eine Pseudo-Freiheit der Frauen, die sich in erster Linie außerhalb der Ehe und außerhalb der Familie manifestiert werden soll”, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax Patricharch Kirill.
Der Mann solle sich, seiner Ansicht nach, nach außen orientieren und das Geld verdienen. Eine Frau sei stets nach innen, auf ihre Familie und Kinder konzentriert. Werde diese außerordentlich wichtige Rolle zerstört, so habe das Folgen für alle. Der Zerstörung der Familie, so fürchtet er, folge darauf hin unweigerlich die Zerstörung des Heimatlandes.
Etwa drei Viertel der Russen betrachten sich derzeit als russisch-orthodoxe Gläubige. Kirill selbst unterhält enge Beziehungen zu Präsident Wladimir Putin, der die Kirche wiederum als Hüterin der nationalen Werte Russlands betrachtet. Kirill verglich Putins Herrschaft über Russland einst sogar mit einem Wunder Gottes. Was der Präsident mit dem Gedanken honorierte, dass die orthodoxe Kirche eine größere Rolle in einem Land, in dem der Glaube nach dem Sturz der offiziell atheistischen Sowjetunion, tief sitze, spielen sollte.
Gemeinschaftlich stellten sich beide auch gegen den Protest der Punkband Pussy Riot im vergangenen Jahr. In deren Punk-Gebet in einer Moskauer Kathedrale riefen sie die Jungfrau Maria an, das Land von Wladimir Putin zu befreien. Das Schicksal einiger Bandmitglieder ist hinreichend bekannt (mehr hier).
Am vergangenen Montag wurde Putin erneut mit weiblichen Demonstrantinnen konfrontiert. Mitglieder der Frauenrechtsgruppe Femen, die in ganz Europa gegen die Inhaftierung der Pussy Riot-Damen protestiert hatte, stellten sich dem russischen Präsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der Messe in Hannover barbusig in den Weg (mehr hier). Putin selbst tat den Vorfall mit einem Lächeln ab. Ihm habe gefallen, was er gesehen habe.
Erst am vergangenen Dienstag wurde in Russland einem Gesetz zugestimmt, das mache Straftaten gegen die Religion mit bis zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
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