RUHESTAND

Versprechen gebrochen: Russland will das Pensionsalter heraufsetzen

Entgegen eines Versprechens des designierten russischen Präsidenten Wladimir Putin, trifft die russische Regierung offenbar Vorbereitungen, um das Renteneintrittsalter im Land nun doch zu erhöhen. Eine Reform des bisherigen Systems ist dringend notwendig. Die Rentenkassen des Landes werden zusehends leerer.

„Russian entrepreneur„: Vielen russischen Rentnern reicht das Geld schon jetzt kaum zum Leben. Die Situation wird sich weiter verschärfen. (Foto: Melvin Schlubman/flickr)

Wie die russische Zeitung “Kommersant” berichtet, gäbe es derzeit wohl eine Arbeitsversion eines Plans zur Reform der russischen Rentensystems, der vorsieht das Rentenalter für Männer bis 2047 von derzeit 60 auf 65 Jahre hochzusetzen. Auch Frauen sind betroffen. Sie sollen statt bis zum 55. ebenfalls bis zum 65. Lebensjahr arbeiten, zitiert “Kommersant” den Chef des russischen Rentenfonds “Pensionnyi Fond Rossiskoi Federazi”, Alexander Solowjow.

Eine Reform des gebeutelten russischen Rentensystems in den kommenden zehn Jahren wird als entscheidend angesehen, da das Verhältnis von Arbeitern und Pensionären auf Grund der steigenden Lebenserwartung immer weiter schrumpft. Es wird erwartet, dass die Kosten, um dieses System aufrechtzuerahlten, auch den Bundeshaushalt unter Druck setzen sowie dieVerwundbarkeit des Landes hinsichtlich der Ölpreisschwankungen erhöhen werden.

Russlands Rentenkassen werden von Jahr zu Jahre leerer

Während Offizielle immer wieder nach einer Reform gerufen haben, blieb die Erhöhung des Renteneintrittsalters jedoch immer ein Tabu – vor allem während Putins Kampagne zur Wiederwahl. Mutig in dieser Hinsicht zeigte sich Russlands Finanzminister Alexej Kudrin bereits 2010. Er verkündete schon beim Wirtschaftsforum in St. Petersburg, dass das Renteneintrittsalter erhöht werden müsse. Wann man sich dazu entschließe, so der Minister damals, sei sekundär. Es gelte lediglich zu beachten, dass die Rentenkassen mit jedem Jahr leerer würden und das Rentensystem durch eine solche Maßnahme entlastet werden könnte. Innerhalb der Regierung, so Kudrin damals, sei das allerdings noch kein Thema.

Schon seit 1992 hat es fast keine Reformen hinsichtlich des Rentenalters gegeben. Das Zögern ist vor allem darauf zurückzuführen, dass man keine sozialen Unmut riskieren wollte. Wie “Ria Novosti” informiert, ist das Renteneintrittsalter in Russland niedriger als in den anderen Ländern. Darüber hinaus gingen viele Erwerbstätige wie etwa Bergwerksarbeiter, Forstarbeiter, Kosmonauten vorzeitig in den Ruhestand. Die Misere ist vorprogrammiert: Das durchschnittliche Rentenalter liege bei den Männern bei 54 Jahren und bei den Frauen bei 52 Jahren. Derzeit, umreißt die Nachrichtenagentur die prekäre Situation, würden in Russland die Renten aus den Gehältern der Arbeitenden finanziert und “deren Zahl ist fast zweimal so hoch wie die Zahl der Rentner: 70 Millionen gegenüber 36 Millionen. Dennoch ändert sich die Situation: 2031 kann die Zahl gleich groß werden.”

Ist der freiwillige Aufschub der Rente die Lösung?

Bereits seit 2011 ist ein Vorschlag des Ausschusses zur Rentenreform “Strategie 2020″ im Gespräch. Dieser schlägt ein System basierend auf einem freiwilligen Aufschub des Eintrittsalters vor. Demnach sollten Männer, die das 60. Lebensjahr, und Frauen, die das 55. Lebensjahr erreicht haben, die Wahl haben, ob sie ihre Rente auf Höhe des Grundtarifes sofort beziehen oder lieber freizwillig für einen Zeitraum zwischen einem und fünf Jahren verzichten wollen, um am Ende eine deutlich höhere Rente (bis zu 57 Prozent) zu erhalten.

Ein russischer Rentner erhält im Durchschnitt etwa 238 Euro pro Monat. Wer es sich leisten kann, sorgt privat vor. Doch vielen Rentern in Russland ist ein ruhiger Lebensabend nicht vergönnt. Sie müssen weiterarbeiten, um zu überleben.

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