Für viele westliche Hobbyforscher als auch für die hiesige Fachwelt war bis heute klar: Wasser auf dem Mond, davon konnte erstmals 1994 die Rede gewesen sein. Damals war es “Clementine”, die erste Hinweise auf das mögliche Vorhandensein von Wasser auf dem Mond lieferte. Mit Hilfe eines so genannten Laser Altimeters, einem Höhenmesser, konnte vor fast 20 Jahren ermittelt werden, dass das Aitken-Basin am Südpol des Mondes eine durchschnittliche Tiefe von zwölf Kilometer besitzt und damit zu den ausgeprägtesten Depressionen im bekannten Sonnensystem gehört. “Das”, so erklärt “raumfahrer.net”, “führte zu der Vermutung, dass in dort eventuell vorhandenen, permanent abgeschatteten Regionen, Wassereis (etwa eingetragen durch Kometen) überdauern könnte. Zur Überprüfung dieser Hypothese wurden Echos der Abstrahlung der Hochgewinnantenne Clementines auf diese Regionen analysiert, die tatsächlich Polarisationsmuster aufwiesen, wie sie für gefrorenes Wasser charakteristisch sind.”
Was hat die russische Luna-24-Mission 1976 auf dem Mond tatsächlich gemacht?
Soweit so gut: Doch wie der Astrophysiker Arlin Crotts von der Columbia University nun erklärt, hätte die “russische Konkurrenz” bereits 1976 entsprechende Hinweise gehabt. Diese Beweise, so schreibt Chris Matyszczyk von cnet.com, hätte der “hochnäsige” Westen allerdings geflisstenlich ignoriert. Eine Abhandlung, erschienen im “Technology Review“, würde nämlich behaupten, dass die russische Luna 24-Mission zwei Meter tief in die Oberfläche des Mondes gebohrt habe und mit 300 Gramm Gestein wieder nach oben gekommen sei. Und genau darin sollen angeblich 0.1 Prozent Wasser gefunden worden sein. Allerdings, darauf weist auch Matyszczyk hin, seien derartige Ergebnisse der Luna 24 bisher von keinem anderen Autor erwähnt worden.
Er fragt sich: “Warum könnte das so gewesen sein? Gab es damals einen Mangel an Kommunikation zwischen den USA und der UdSSR? Na ja, vielleicht ein wenig.” Crotts allerdings erklärte, dass die Funde durchaus publiziert wurden – und zwar in einem russischen Journal namens “Geokhimiia”. Ein Blatt, welches im Westen nicht wirklich gelesen wurde. Insgesamt hat auch Crotts drei lange Abhandlungen über das Thema Wasser auf dem Mond verfasst (zu finden hier, hier und hier.) Und heute, fast 40 Jahre später, so schreibt er, bestehe ein Konsens darüber, dass es tatsächlich Wasser auf dem Mond gebe.
Arlin Crotts wirft mehr Fragen auf, als dass er Antworten liefert
Eines, so meint Chris Matyszczyk, stimme allerdings nachdenklich: “Wenn die Russen 18 Jahre lang von Wasser auf dem Mond wussten, warum sind sie dann nicht in Begeisterungsstürme ausgebrochen?” Das, so ist er sich sicher, läge ihnen doch wie so vielen anderen Nationen geradezu im Blut. Warum, so fragt er sich weiter, hätten die Russen daraus keinen Heimvorteil gezogen, wenn die Erkenntnis doch so offensichtlich gewesen wäre? Und warum rief dieser Umstand keine Spione auf den Plan? Überhaupt, warum hätte die USA weniger neugierig auf Erkenntnisse der Russen sein sollen als sie Interesse an den damaligen Machtverhältnissen hatten? Oder: Waren die Wissenschaftler im Westen zu beschäftigt? Schließlich gab es Mitte der 70er so viel Neues zu entdecken: Die Concorde, die Toronto Blue Jays, die Seychellen wurden Teil der Vereinten Nationen.
Leicht verdaulich sind Crotts Ausführungen für ihn jedenfalls nicht. Falls sie jedoch stimmen sollten, so steht für ihn fest: “Es können nicht nur ein paar Wissenschaftler gewesen sein, die 1976 davon wussten. Oder doch?”
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