FINANZKRISE

Zypern in der Krise: Springt jetzt Russland mit einem 5-Milliarden-Euro-Kredit ein?

Russland erwägt derzeit die Gewährung eines 5-Milliarden-Euro-Kredits an Zypern. Das teilte der stellvertretende russische Finanzminister Sergej Stortschak gegenüber Journalisten mit. Derzeit führe Moskau bereits eine Analyse der zypriotischen Zahlungsfähigkeit durch.

Bereits Ende 2011, so berichtet derzeit „Die Stimme Russlands“, habe Russland Zypern mit einem 2,5-Milliarden-Euro-Kredit unter die Arme gegriffen, um der krisengebeutelten Insel zu helfen, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Das entsprach seinerzeit etwa 14 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung. Später hatte Zypern auch die Europäische Kommission, die Europäische Zentralbank sowie den IWF um Unterstützung gebeten. Jetzt will Russland offenbar nachlegen, nachdem Zypern in diesem Sommer erneut einen fünf Milliarden Euro Kredit für die Rekapitalisierung seines Bankensystems und die Finanzierung seines Haushaltsdefizits beantragt hatte.

Zypern braucht schnellstmöglich Unterstützung vom ESM

Die Eurokrise hat das geteilte Zypern derzeit fest im Griff. Vor allem die hohen Verluste der Banken, die eng mit Instituten in Griechenland verflochten sind, machen dem Land schwer zu schaffen. Berichten der „Financial Times Deutschland“ zufolge fürchtet Notenbankchef Panicos Demetriades gar, dass sich Zypern erst in vier bis fünf Jahren wieder an den Kapitalmarkt wagen könnte. Sein Appell: „Wir brauchen so schnell wie möglich Unterstützung vom ESM, damit wir unsere Banken rekapitalisieren und stabilisieren können.“ Ein Dreijahresprogramm werde möglicherweise nicht reichen, auch wenn man das hoffe, so der Notenbankchef.

Nach Ansicht von Fachleuten benötigt das rezessionsgeplagte Euro-Land mindestens zehn, wenn nicht gar 15 Milliarden Euro, um die momentane Krise zu bewältigen. Bereits im November, so heißt es weiter, könnten der zypriotischen Regierung die finanziellen Mittel ausgehen.

Zusätzlich verschärft wird die Situation dadurch, dass dringend Gelder für Gehälter, Renten und andere soziale Leistungen gebraucht wird. Bereits Ende Juni rief Zypern deshalb die Troika um Hilfe an. Das Resultat gut einen Monat später: Zur Rekapitalisierung des Bankensektors sicherte die Troika Zypern neun Milliarden Euro zu und für den Finanzierungsbedarf des Staates noch einmal vier Milliarden Euro. Die erste Auszahlung wird jedoch nicht vor Oktober kommen. Bis dahin leiht sich Zypern Geld von staatlichen Unternehmen.

Zeitpunkt der russischen Kreditgewährung völlig offen

Der Weisheit letzter Schluss ist das allerdings nicht. Wichtige Reformen stehen noch aus. Ebenso in den Sternen steht derzeit, wie schnell sich Russland tatsächlich zur Bereitsstellung von weiteren fünf Milliarden Euro an Zypern durchringen werde. „Diese Frage wird jetzt mit der zyprischen Seite behandelt. Aber wir sind noch nicht zu dem Schluss gelangt, dass die diesbezügliche Entscheidung in nächster Zeit getroffen werden müsste“, hieß es erst in der letzten Woche von Seiten des russischen Finanzministers Anton Siluanow, während andernorts Gerüchte kursierten, Russland werde innerhalb eines Monats über eine Kreditgewährung an Zypern entscheiden. Wie Ria Novosti berichtete, habe die Agentur Prime aus gut informierten Kreisen erfahren, dass die russischen Finanzbehörden die Zweckmäßigkeit der Gewährung eines zweiten Kredits an Zypern in der Tat anzweifeln würden. Hierzu hieß es: „Laut einer anderen Quelle ist die wirtschaftliche Situation in der Welt recht instabil, so dass die Schwankungen des Weltmarktes Russland unausbleiblich betreffen würden, das in einem solchen Fall Reserven für die Umsetzung seiner eigenen Anti-Krisen-Maßnahmen brauchen würde.“

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