ZWISCHENFALL

Touristen aus dem Hotel geworfen: Russland verwarnt Ägypten

Nachdem mehrere russische Familien wegen des Bankrotts ihres Reiseveranstalters aus einer Hotelanlage am Roten Meer vertrieben worden sein sollen, hat Russland nun angeblich eine Verwarnung in Richtung Ägypten ausgesprochen. Der Vorwurf: “Misshandlung” russischer Staatsbürger.

Mit dem Arabischen Frühling sind in Ägypten auch die Touristenzahlen eingebrochen. (Foto: cheesy42/flickr)

Das nicht näher genannte Hotel in der beliebten Touristenregion von Hurghada soll Berichten von “albawaba.com” zufolge, gleich mehrere russische Familien mit Kindern abgewiesen haben, die dort eigentlich einen Urlaub gebucht hatten. Die Hotelangestellten, so heißt es weiter, hätten behauptet, dass ihr russischer Reiseveranstalter nicht für die Reise bezahlt habe. Darauf hin soll es von Seiten Russlands eine offizielle Beschwerde gegeben haben.

Außenminister Bogdanov mahnt Ägypter ab

Gegenüber “Ahram Online” konnte Ägyptens Minister für Tourismus, Hisham Zaazou, das allerdings nicht bestätigen. Bisher habe er keine offizielle Beschwerde von der russischen Botschaft erhalten. Gleichzeitig stellte er jedoch heraus, dass es sich hier wohl um einen einmaligen Vorfall handle, der auf geschäftlichen Meinungsverschiedenheiten beruhe. Mit dem ägyptischen Tourismus-Sektor an sich, hätte das nichts zu tun. Zuvor hatte das Medium in seiner Sonntagsausgabe den stellvertretenden russischen Außenminister Mikhail Bogdanov zitiert. Der Politiker warnte die Ägypter, russische Touristen auf Grund des Verhaltens einer einzelnen russischen Firma zu bestrafen. Touristen, so Bogdanov, sollten damit nichts zu schaffen haben. Das sei ein Problem des Reiseveranstalters.

Zaazou, der erst durch “Ahram Online” überhaupt von der Sache erfahren hatte, erklärte, dass das Ministerium den Vorfall nun untersuchen wolle. Daneben sollen Maßnahmen ergriffen werden, um so etwas in Zukunft zu vermeiden. “Würde so etwas in der Zukunft geschehen, dann würde ich darauf bestehen, dass die Urlauber in dem Hotel auch ein Zimmer bekommen würden. Dann sollte sich das Hotel an den Veranstalter wenden und klarstellen, dass man keine weiteren Geschäfte mit ihnen machen werde”, macht Zaazou deutlich.

Touristen aus Russland stellen derzeit mit die größten Besucherzahlen in Ägypten. Allein im Jahr 2010 sollen 2,8 Millionen Gäste aus Russland im nordafrikanischen Urlaubsland gelandet sein. Insgesamt kamen zu dieser Zeit 11,3 Prozent des Bruttosozialprodukts aus dem Tourismussektor. “2011″, so berichtet etwa Zeit Online, “kamen zehn Millionen Touristen nach Ägypten, vor allem aus Russland, Deutschland und der Ukraine.” Langfristig will man diesen Trend natürlich nicht hinnehmen: Im Jahr 2017, so zitiert das Blatt Tourismusminister Mounir Fakhry Abdel Nour, sollten 30 Millionen Touristen nach Ägypten kommen.

Nahost-Tourismus: Länder des Arabischen Frühlings brauchen neuen Schwung

Derartige Negativschlagzeilen sind für das Land so kurz nach dem Arabischen Frühling also nicht gerade zuträglich. Bisher bleiben die Touristenströme von einst, die eine wesentliche Einnahmequelle des Landes bilden, aus. Zu sehr, so scheint es, sind in den Köpfen der Touristen die Bilder von Aufruhr und Missständen verankert. “Als Folge dessen”, so berichtet der Travel Industry Club, “hat das ägyptische Tourismus-Ministerium für 2011 ein Rekord-Minus von 33 Prozent internationaler Besucher im Vorjahresvergleich bekannt gegeben.”

Gleichzeitig würden sich aber auch neue Kräfte in der Branche mobilisieren: Mit der Initiative für eine Ägypten-Petition habe etwa der auf die Region spezialisierte Reiseanbieter Express Travel International für Aufsehen gesorgt, um dem Ägypten-Geschäft durch die Senkung der Luftverkehrsabgabe neuen Schwung zu geben. Die Hotels des Reiseunternehmens Thomas Cook gingen mit fünf neuen Erlebniswelten am Roten Meer in die Ägypten-Offensive. Der Reiseveranstalter Rewe vermeldete eine erfreuliche Entwicklung in den tunesischen Calimera-Clubs. Zudem verzeichnete der im Frühjahr 2012 in Dubai zu Ende gegangene Arabian Travel Market mit 2.400 Ausstellern aus 87 Ländern einen Rekord und gibt damit ebenfalls positive Signale für den Nahost-Tourismus.

Nachfragen von “albawaba.com” in der russischen Botschaft in Kairo hinsichtlich des aktuellen Falls blieben bisher ohne Erfolg.

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