ENERGIEMARKT

Medwedew: Gazprom könnte seine Monopolstellung verlieren

Russland könnte das Exportmonopol des weltweit größten Erdgasförderunternehmens OAO Gazprom beenden, sofern dies wirtschaftlich sinnvoll sei. Das erklärte der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew. Schon in der Vergangenheit war dieser Schritt von Putin nicht ausgeschlossen worden. Die Entwicklungen des Jahres 2012 dürften der Entscheidung zudem förderlich sein.

Um auf dem Exportmarkt zu bestehen, muss die Position von Gazprom nun offenbar überdacht werden. (Foto: JanChr/flickr)

„Es ist möglich, denn es gibt andere, unabhängige Gasproduzenten“, so der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew an diesem Mittwoch in einem Interview mit dem Nachrichtenportal Bloomberg am Rande des Weltwirtschaftsgipfels von Davos. „Allerdings dürfen wir dabei kein Geld verlieren. Das ist der wichtigste Faktor“, stellt er als oberste Bedinung für eine Aufgabe des Gazprom Exportmopols vor.

Gazprom, der weltweit größte Erdgas-Produzent und Lieferant von einem Viertel des europäischen Gasbedarfs, ist derzeit das einzige russische Unternehmen, dem nach der von Präsident Wladimir Putin eingeführten Gesetzgebung aus dem Jahre 2006 erlaubt ist, den Brennstoff zu exportieren.

OAO Novatek will russisches Exportmonopol aufbrechen

Hintergrund der Aussagen Medwedwes: OAO Novatek (NVTK), Russlands zweitgrößter Produzent mit derzeit über 4000 Mitarbeitern,  sei, so Bloomberg weiter, im Augenblick bestrebt, genau jenes exklusive Recht auszuhebeln, um künftig selbst verflüssigtes Erdgas zu exportieren. Das Monopol von Gazprom aufzuheben wäre, so der Ministerpräsident, „nach dem sorgfältigen Abwägen aller Folgen“ also möglich. Ein Umstand, den Putin, der das Gesetz einst einbrachte, um eine Unterwanderung der heimischen Exportpreise zu verhindern, bereits 2011 angekündigt hatte. Zwar gebe es keine konkreten Pläne das Monopol aufzuheben, so der Präsidet damals, in der Zukunft sei das jedoch denkbar.

„Gazprom hat nicht die politische Bedeutung, die ihr manchmal zugeschrieben“, macht Medwedew nun deutlich. Das Unternehmen mache Geld. Europa brauche Gazprom wie Gazprom die europäischen Kunden brauche. Derweil rechnet Russlands Energieministerium bereits  in den nächsten paar Monaten mit einer Entscheidung der Regierung über die Anfrage von Novatek, so der stellvertretende Minister für Energie, Pavel Fedorov, an diesem Mittwoch.

2012 voller Rückschläge für Gazprom

Erst Anfang September 2012 geriet Gazprom ins Visier der Brüsseler Wettbewerbshüter. Das eingeleitete Kartellverfahren der EU könnte den Konzern im Falle einer Verurteilung bis zu neun Milliarden Euro Kosten. Zudem habe man 2012, so berichtet die Financial Times, eine ganze Reihe von Rückschlägen einstecken müssen, die von sinkenden Energieverkäufen in Westeuropa bis zum Stopp der wichtigen arktischen Gasfeldentwicklung Schtokman reichten. Die Nervosität in Russland wachse und zwar nicht nur bei Gazprom, sondern auch im Kreml, so Gasexperte Frank Umbach damals zur FTD. Seine Prognose zudem: Der europäische Markt werde in den nächsten Jahren deutlich kleiner, und die Preise würden geringer sein als bei Gazprom gedacht. Gleichzeitig wächst jedoch die Konkurrenz. „Kleinere, effizientere Rivalen wie Novatek hätten bessere Voraussetzungen, neue Kunden zu gewinnen“, heißt es bei FTD abschließend.

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