Englische Begriffe wie „killer“ oder „sale“ gehören mittlerweile zum russischen Sprachgebrauch wie in vielen anderen Ländern auch. Neuerdings werden derartige Anglizismen von bestimmten russischen Gruppen allerdings gar nicht mehr gern gesehen – vor allem nicht im ultranationalistischen Flügel der Duma. Das berichtet das Portal „The Christian Science Monitor“.
Kurz nach dem umstrittenen Adoptionsverbot russischer Kinder in die USA tritt nun Wladimir Schirinowski, Gründer und Chef der Liberal-Demokratischen Partei Russlands (LDPR), einer im rechtsextremen Spektrum angesiedelten russisch-nationalistischen Partei, auf den Plan. Um weitere Einflüsse von außen auf das Land fernzuhalten, schlägt er jetzt eine drastische Maßnahme vor: Ein Verbot von etwa 100 englischen Wörter, die angeblich die russische Sprache untergraben würden.
LDPR: Russische Sprache wird mit Anglizismen überladen
„Wir wollen die Verwendung von Fremdwörtern minimieren, wenn es dafür adäquate russische Substitute gibt“, zitiert das Blatt Vladimir Ovsyannikov, stellvertretender Leiter des Duma-Fraktion der Schirinowski-Partei. Seine Partei, so Ovsyannikov weiter, könne es nicht ertragen, dabei zu zu sehen, wie die eigene Sprache immer mehr mit Fremdwörtern überladen werden würde, während gute russische Wörter verdrängt würden. Die Partei plant nun, den Gesetzesentwurf in den kommenden Tagen der Duma vorzulegen. Dieser sehe, so das Blatt weiter, unter anderem hohe Strafen für Journalisten, Politiker und Pädagogen vor, die weiterin Anglizismen verwenden würden. In wiederholten Fällen könnte das sogar zum Verlust des Arbeitsplatzes führen.
Eine Sprache entwickelt sich nach ihren eigenen Gesetzen
Die Fachwelt ist hier jedoch anderer Meinung: „Was Schirinowski sagt, ist dummes Zeug“, bringt es etwa Lev Skvortsov, russischer Sprach-Professor am Maxim-Gorki-Literaturinstitut in Moskau, auf den Punkt. In einer Sprache könne man nichts verbieten. Das sei völlig unmöglich. Der Fachmann räumt zwar ebenfalls ein, dass das Russische mittlerweile stark von fremden Einflüssen zersetzt sei. Doch das Problem sei hier Kultur und Bildung. Das Thema sollte daher von dieser Warte aus diskutiert werden.
Strikter betrachtet das Kollege Viktor Molchanovsky, stellvertretender Leiter der das Puschkin-Institut der russischen Sprache in Moskau. „Schirinowskis Vorschlag ist extravagant, aber niemand kann den wirklichen Prozess verändern. Eine Sprache entwickelt sich nach ihren eigenen Gesetzen, sie reguliert sich selbst. Was er fordert, kann eigentlich nicht erreicht werden.“
Bei allem Eifer der Ultranationalisten scheinen diese jedoch selbst Zweifel daran zu haben, dass die Duma ihren Gesetzesentwurf durchwinken könnte. Zwar ist sich Ovsyannikov sicher, dass der Vorstoß Unterstützung durch die Kommunisten erfahren werde, über die anderen könne er jedoch nichts sagen. Eines ist für ihn jedoch gewiss: „Auf jeden Fall haben wir eine öffentliche Diskussion über das Thema ausgelöst, und das ist schon ein gutes Ergebnis.“
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