Bundeskanzlerin Angela Merkel wird erstmals am Wirtschaftsforum in St. Petersburg teilnehmen. In Planung sind neben einer öffentlichen Podiumsdiskussion mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin auch bilaterale Gespräche mit einer gemeinsamen Pressekonferenz. Gleichzeitig hält Deutschland allerdings auch nicht mit Kritik an Russland hinterm Berg. Ein Umstand, der Moskau langfristig missmutig stimmen könnte.
Wichtige Handelspartner
Für Deutschland stellen die Wirtschaftsbeziehungen mit Russland einen wichtigen energiepolitischen Faktor dar. Deutschland importiert 40 Prozent seines Erdgasbedarfs aus Russland, berichtet das Manager Magazin. Auch der Handel zwischen beiden Ländern liegt auf einem hohen Niveau. Im vergangenen Jahr betrug das Handelsvolumen 80 Milliarden Euro.
Nach China ist Deutschland der zweitgrößte Handelspartner der Russischen Föderation. Während Deutschland vor allem Industrierzeugnisse nach Russland exportiert, importiert es zum Großteil russische Energieträger und Metalle, berichtet der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft. Etwa 6.500 deutsche Unternehmen sind auf dem russischen Markt tätig. Die deutschen Investitionszuflüsse in die Russische Föderation betrugen im ersten Halbjahr 2012 etwa 19 Milliarden Euro.
Menschenrechte und Wirtschaftsinteressen
Doch Kritiker befürchten nach einer jahrelangen positiven Entwicklung einen Abwärtstrend in den Wirtschaftsbeziehungen. Denn seit vergangenem Jahr gab es immer wieder Reibereien zwischen Berlin und Moskau. Die deutsche Bundesregierung hatte sich mehrmals kritisch zu Defiziten der russischen Menschenrechtspolitik geäußert.
Im vergangenen April forderte Merkel eine starke und offene Zivilgesellschaft für Russland. Der deutsche Osteuropa-Historiker Alexander Rahr sieht grundlegende Mentalitätsunterschiede zwischen Russen und Deutschen. „Während die Deutschen auf eine gut organisierte und einflussreiche Zivilgesellschaft setzen, sind die russischen Eliten eingegliedert in den Staat“, zitiert die Deutsche Welle den Historiker.
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