MUSIKSZENE

Möglicher Verstoß gegen Anti-Schwulen-Gesetz: Russische Eltern wollen Elton John ausladen

Eine russische Elterninitiative hat Präsident Wladimir Putin aufgefordert, zwei Konzerte des britischen Superstars Elton John zu verbieten. Die Befürchtung: Der bekennend homosexuelle Musiker könnte gegen das kürzlich in Kraft getretene Anti-Schwulen-Gesetz verstoßen.

Elton John kann die Situation für Homosexuelle in Russland nicht hinnehmen. (Foto: Flickr Elton John 2011 Shankbone 3 by david_shankbone CC BY 2.0)

Elton John kann die Situation für Homosexuelle in Russland nicht hinnehmen. (Foto: Flickr Elton John 2011 Shankbone 3 by david_shankbone CC BY 2.0)

Eine russische Elterninitiative im Zentralural hat sich in einem offenen Brief an Präsident Wladimir Putin gewandt. Sie fürchten, dass der britische Superstar Elton John seine Ankündigung wahr macht und sich offen gegen das umstrittene Anti-Schwulen-Gesetz in Russland stellen könnte. Zwei geplante Auftritte sollten ihrer Meinung nach lieber gleich abgesagt werden.

„Der Sänger plant zu kommen, um die hiesigen Sodomiten zu unterstützen und das aktuelle russische Recht zu brechen, das zum Schutze der Kinder eingesetzt wurde“, zitiert Reuters den „Elternrat des Ural“ (Uralski Roditelski Komitet). Der Sänger, Pianist und Komponist soll am 6. Dezember in Moskau und tags darauf in Kazan auftreten. Bereits vor einigen Tagen kündigte dieser in der Tat in einem Interview mit dem britischen Guardian an, die  Moskauer Schwulen-Bewegung unterstützen zu wollen.

Visa-Regelungen für Künstler verschärft

Vor ihm hatten das bereits Lady Gaga, Madonna und mit einer provokanten Geste auch der Bassist der Bloodhound Gang getan. Die Folge: Die Visa-Regelungen für Künstler wurden verschärft. Das bekam erst vor wenigen Tagen auch Popstar Selena Gomez zu spüren. Sie musste alle Auftritte in Russland, Weißrussland und in der Ukraine canceln. Offenbar wollten ihr die russischen Behörden kein Visum erteilen. Die 21-jährige Ex-Freundin von Justin Bieber, die derzeit mit ihrer „Star Dance“-Tour unterwegs ist, hatte sich zwar selbst nicht zur russischen Gesetzgebung geäußert. Allerdings startete der US-Autor und LGTB-Aktivist John Becker eine entsprechende Petition auf Change.org. Darin wurde der einstige Disney-Star aufgefordert, die anstehenden Konzerte zu nutzen und sich hier für die Rechte der Schwulen und Lesben in Russland stark zu machen.

Das russische Anti-Schwulen-Gesetz ruft jedoch nicht nur prominente auf den Plan. Auch das deutsche Außenministerium hatte sich bereits kurz nach Inkrafttreten eingeschaltet. In Reaktion auf das neue Gesetz hat das Auswärtige Amt die Reise- und Sicherheitshinweise für die Russische Föderation verändert. Dort heißt es nun unter dem Punkt „Besondere strafrechtliche Vorschriften“:

„Homosexualität ist in Russland nicht strafbar. Jedoch ist die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in der russischen Gesellschaft gering. Das russische Parlament (Staatsduma) hat (…) ein föderales Gesetz gegen ‚Propaganda nicht-traditioneller sexueller Beziehungen‘ beschlossen. Durch das Gesetz drohen auch Ausländern bei Weitergabe von Informationen, öffentlicher Demonstration und Unterstützung von Homosexualität Geldstrafen in Höhe von bis zu 100.000 Rubel (rund 2.300 Euro), bis zu 15 Tage Haft und die Ausweisung aus der Russischen Föderation. Damit das Gesetz offiziell in Kraft tritt, muss es noch vom Föderationsrat (Oberhaus) angenommen und vom Staatspräsidenten unterzeichnet werden.

Kanada bietet Asyl für russische Homosexuelle

Kanada ging unterdessen noch einen Schritt weiter. Der dortige Flüchtlingsrat hatte Mitte August signalisiert, entsprechende Asylanträge wohlwollend zu prüfen. Das Land akzeptiert homosexuelle Asylsuchende in gleicher Weise wie verfolgte Mitglieder einer anderen Gruppierung, etwa einer religiösen oder ethnischen Minderheit. Asylsuchende können nach ihrer Ankunft in Kanada einen entsprechenden Antrag stellen, wenn sie eine Verfolgung durch ihre Regierung geltend machen.

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