Russland möchte mehr Öl nach Asien verkaufen. Die Russen haben damit begonnen, die Öllieferungen in Richtung China und Ostasien zu diversifizieren. Damit gerät die EU wegen des Erdölembargos gegen den Iran unter Druck: Die EU-Länder brauchen aufgrund der ab 1. Juli 2012 in Kraft tretenden Sanktionen gegen den Iran Öl aus Russland. Russland hat die Sanktionen immer abgelehnt – und profitiert nun von den steigenden Preisen. Wegen der neuen Lieferkapazitäten nach Asien vermeidet Putin seinerseits eine Abhängigkeit von der EU. Die EU-Länder machen sich mit den Iran-Sanktionen noch abhängiger von russischem Öl und treiben damit die Preise nach oben. Gleichzeitig fließen aber schon 11% aller Öllieferungen aus Russland nach China und Ostasien. Eine starke Verhandlungsposition für Putin.
Schon heute fließen täglich 600.000 Barrel entlang der „East Siberia Pacific Ocean“-Route (ESPO). Das sind 11 % aller russischen Ölexporte. Bis Ende 2012 sollen die Kapazitäten eine Million Barrel täglich betragen.
„Russland wird mit Ende des Jahres mehrere Optionen haben, wohin es Öl exportiert“, sagt Julia Nanay, Direktorin bei der Ölberatung PFC Energy, in der Financial Times. Russland hatte das 20 Milliarden US-Dollar Projekt ESPO gezielt umgesetzt, um sich unabhängiger vom europäischen Markt zu machen. Denn schon bisher waren die vorhandenen Pipelines nach Europa und Schiffstransporte ab dem Schwarzen und Baltischen Meer eigentlich ausreichend, um alle russischen Ölexporte abzuwickeln.
Das ESPO-Rohöl wird in Asien sehr nachgefragt: Japan, Korea, die Philippinen, Thailand und natürlich China bekommen damit Öl höherer Qualität als bisher aus dem Mittleren Osten. China hat bereits höhere Liefermengen nachgefragt und einen Preisstreit mit Russland im Februar beigelegt.
Die EU kann sich für die Sicherung der Energieversorgung nicht auf Russland verlassen: Neben den alternativen Routen in Richtung Asien setzt Putin auch Anreize für die russischen Produzenten, ihre Raffinerien zu modernisieren, um dann mehr Öl in Russland selbst zu verarbeiten und den lokalen Markt zu bedienen. Die russische Ölproduktion selbst wächst auch nur um 2 % jährlich – zu wenig, um den stärker steigenden, europäischen Energiebedarf zu bedienen.
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