EINZELHANDEL

Russland: Wodka Preise steigen um fast 30 Prozent

Russische Wodka-Fans müssen künftig tiefer in die Tasche greifen. Der Mindestpreis des hochprozentigen Getränks wird noch in diesem Jahr um rund 30 Prozent angehoben. Es ist bereits die zweite Preissteigerung in diesem Jahr. Sie ist jedoch nicht das einzige Mittel, mit dem gegen den weit verbreiteten Alkoholismus vorgegangen wird.

Massiver Alkoholkonsum ist in Russland nach wie vor ein Riesenproblem. (Foto: fraencko/flickr)

Laut einem entsprechenden Entwurf, der von der Föderalen Behörde für die Regulierung des Alkoholmarktes eingebracht wurde, sollen die Endkundenpreise der beliebtesten Wodka-Marken um 28 Prozent auf mindestens 125 Rubel, das sind in etwa vier US-Dollar,  pro einem halben Liter steigen. Bisher waren es 98 Rubel.

Normalerweise erhöht die Behörde die Mindespreise für Wodka zum 1. Januar auf Grund höherer Steuern. In diesem Jahr ist das anders. Erhöht wurde nicht nur zum 1. Januar, sondern auch zum 1. Juli. Die Festsetzung des Mindestpreises erfolgte, so berichtet die “NY Daily News” unter Berufung auf einen Mitarbeiter der Behörde, unter Berücksichtung der Interessen aller legalen Alkoholhersteller, einschließlich der Unternehmer, die ihre Erzeugnisse nur lokal vertreiben würden.

Wodka-Konsum befördert Korruption und Kriminalität

Bereits im Jahr 2009 erklärte Premierminister Wladimir Putin, dass die hohen Umsätze aus Alkoholverkäufen sowohl die Korruption als auch die Kriminalität befeuern würden. Gleichzeitig zogen sich russische Staatsbürger durch den Genuss dubioser Erzeugnisse aus Hinterhof-Brennereien teils irreperable gesundheitliche Schäden bis hin zum Tod zu. Die Konsequenz: Bereits seit vergangenem Jahr müssen russische Alkoholerzeuger und auch deren Händler ihre Lizenzen unter strengeren Vorgaben als vormals erneuern. Die Folge: Die Anzahl der Hersteller ist um gut ein Drittel geschrumpft.

Doch nicht nur aus dem Kreml tönen mahnende Worte. Auch die Dorfbevölkerung, so berichtete die “Moskauer Deutsche Zeitung” Mitte April dieses Jahres, ergreift die Initiative gegen den hohen Alkoholkonsum in ihrem Land. Redakteur Bojan Krstulovic verweist in diesem Zusammenhang auf ein kleines Örtchen im tiefsten Sibirien, das sich entschieden gegen den “giftigen Geist aus der Flasche” stellt. Leider nur mit mäßgem Erfolg. Denn: “Ein kleines Dorf in Jakutien wollte sich ein Gesetz geben, das allen Alkohol aus seiner Welt verbannt. Die 214 Bewohner von Tebjuljach hielten ein Referendum über ein absolutes Verkaufsverbot für alkoholhaltige Getränke ab. Der Wille des Volkes war klar für das Verbot, doch der Staatsanwalt des Kreises Moma legte Protest gegen die Dorf-Legislative ein. Und er sollte vor Gericht Recht behalten.” Doch das Dorf, das sich nun mit einer Alkoholverkaufs-Sperrzone behelfen will, die das ganze Dorf umfasst, ist kein Einzelfall. Wie der Autor weiter berichtet, sei einem anderen Dorf des Kreises Moma mehr Glück beschieden gewesen. “Die Frauen von Tschybalagach sollen lokale Händler überredet haben, keinen Alkohol mehr anzuliefern”, so Krstulovic. “Seit zehn Jahren sei das Dorf nun „trocken“ — die nächste Einkaufsmöglichkeit liege hunderte Kilometer weit entfernt. Aus anderen sibirischen Gemeinden werden ähnliche Geschichten erzählt. Solche Erfolgsmeldungen der staatsnahen Presse aus der tiefsten Provinz sind schwer zu überprüfen. Aber aus dem ganzen Land gibt es Berichte, dass die Initiative im Kampf gegen den übermäßigen Alkoholkonsum zunehmend von der lokalen Bevölkerung ausgeht.”

Russische Männer trinken 16 Liter reinen Alkohol pro Jahr

Dass politische wie private Initiativen dringend nötig sind, zeigt ein Blick in die Statistiken der Weltgesundheitsorganisation WHO. Vor allem die russischen Männer haben auf Grund des zumeist massiven Alkoholkonsums eine deutlich geringere Lebenserwartung als andernorts. Jedes Jahr sind es im Schnitt 16 Liter reinster Alkohol. Erste Maßnahmen des Staates tragen übrigens bereits Früchte. So wurde ein nächtliches Verkaufsverbot für alkoholhaltige Getränke, eine verlängerte Sperrzeit, Abschaffungen von Ausnahmen und das sukzessive Senken des erlaubten Alkoholgehalts umgesetzt. “Nach einer Übergangsfrist”, informiert auch Krstulovic, “wird das abendliche Verkaufsverbot schließlich ab 2013 für alle Getränke gelten, die mehr Alkohol enthalten, als der gewöhnliche Kefir.”

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