BILDUNG

Qualität vor Quantität: Russische Universitäten sollen geschlossen werden

Der russische Premierminister Dimtri Medwedjew hat angekündigt, die Qualität russischer Hochschulen anheben zu wollen. Einher gehen solche Maßnahmen allerdings nur mit einer gleichzeitigen Reduktion der Anzahl hiesiger Universitäten.

Russische Studenten in einem Journalismus-Seminar. Künftig werden sie enger zusammenrücken müssen. (Foto: macloo/flickr)

Wie “Russia & India Report” derzeit berichtet, entspräche laut Medwedjew eine beträchtliche Anzahl an russischen Hochschulen derzeit nicht mehr den heutigen Anforderungen. Diese sollten nach Ansicht des Premiers entweder umgewandelt oder gleich geschlossen werden. Die Philosophie “weniger ist mehr” mit Blick auf die russischen Universitäten ist nicht neu, sondern wurde bereits von Wladimir Putin während seiner Amtszeit als Premier propagiert. Doch erst mit dieser Ankündigung Medwedjews scheint es, als ob sich in dieser Hinsicht nun wirklich etwas bewegen würde.

Wesentliches Kriterium sollte die Qualität der Ausbildung sein

Igor Remorenko, stellvertretender russischer Bildungsminister, jedenfalls begrüßte die jüngste Ankündigung. “Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich die Zahl der Institute und Universitäten in unserem Land um das 10-fache erhöht, von 300 auf 3,000. In Anbetracht dessen sollte die Zahl der akademischen Institutionen sicherlich reduziert werden. Das wesentliche Kriterium sollte dabei die Qualität der Ausbildung sein – ganz gleich, ob es sich um eine staatliche oder private Einrichtung handelt. Was zählt, ist das dort vermittelte Wissen.”

Doch nicht alle sind der Ansicht, dass in einer Reduzierung der Hochschulen die einzig wahre Lösung zu finden ist. Alexander Sigov, Rektor der Staatlichen Technischen Universität Moskau, etwa glaubt, dass der Plan mit Vorsicht umgesetzt werden müsse. “Die Entscheidung sollte auf der Meinung einer professionellen Expertenkommission und auf Grund eines humanen Ansatzes basieren. Sie sollte die Meinung der Fachwelt und der Wissenschaftler berücksichtigen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe anderer Faktoren zu beachten, wie etwa die Anzahl der Veröffentlichungen und den Zitate-Index.”

Steigt mit Studienplätze-Mangel die Korruption?

Eine der größten mit einer Reduzierung verbundenen Ängste ist ein Anstieg der Korruption. Wenn die Zahl der akademischen Einrichtungen gesenkt wird, wird die Zahl der akzeptierten Studierenden an Universitäten zwangsläufig abnehmen. Wohlhabende Studenten könnten hier versuchen über unlautere Wege zu einem Studienplatz zu kommen. Sigov selbst glaubt allerdings nicht an ein solches Szenario. Er baut auf die tief verwurzelten Traditionen einzelner Hochschulen und auf deren starkes Dozententeam.

Derweil hat auch die weitere Fachwelt auf Mewedjews Vorschlag reagiert. Die kürzlich gegründete Association of Russian Leading Economics and Management Universities signalisierte ihre Bereitschaft einen Kriterienkatalog zu entwickeln mit dem russische Hochschulen evaluiert werden können. Auf dieser Basis könnte dann auch eine Reduktion vorgenommen werden.

Erste Evaluationskriterien stehen bereits fest

Ob eine Einrichtung allerdings tatsächlich dicht gemacht wird, obliegt letztlich deren Träger. In den meisten Fällen ist das das Ministerium für Bildung und Wissenschaft. Mit der Regierung abgesprochen sei hier jedoch ein festes Mitspracherecht der Association. Diese hat bereits einige Evalutionskriterien für russische Universitäten zusammengestellt. Dazu gehören unter anderem das Einkommen der Absolventen fünf Jahre nach Studienabschluss, wie sich die Gehälter der Professoren zu den durchschnittlichen Gehältern in der Region verhalten sowie der Prozentsatz an Studenten, deren Qualifikationen bereits derart gut sind, dass sie ohne ein Aufnahmeverfahren ihre Studien aufnehmen konnten. Die wissenschaftliche Arbeit der Professoren und die wissenschaftlichen Forschung an der Universität werden natürlich ebenfalls berücksichtigt.

Einige Fachleute betonen, dass es nicht nur die Aufgabe der Association sei die Anzahl der Universitäten zu reduzieren, sondern auch einige von ihnen zu schützen. Diese könne nämlich durchaus auch als Lobbyistin für einzelne Einrichtungen auftreten. So hat etwa die russische Rektorenkonferenz ebenfalls den Wunsch geäußert am Entscheidungsprozess teilzuhaben. Weitere, so deren Ansicht, werden folgen. Aus diesem Grund sollten die Befugnisse der Organisation auch nicht über eine beratende Funktion hinaus gehen.

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