INTERNET

Angriffsziel Russland: Bei Cyber-Kriminellen ist das Land alles andere als beliebt

Nach Angaben des Onlineportals Zecurion, das sich mit Datensicherheit, Netzwerksicherheit und Internet Security beschäftigt, entfielen nur gut fünf Prozent der weltweiten Computerkriminialität im Jahr 2011 auf Russland. Großen Schaden richteten die Cyber-Attacken dennoch an: Bis zu einer Milliarde Dollar soll dort auf diesem Weg erbeutet worden sein.

Ist Russland für Cyber-Kriminielle wirklich so unattraktiv? (Foto: Defence Images/flickr)

Wie das Magazin “India & Russian Report” unter Bezug auf Daten von Zecurion berichtet, sei die Gesamtzahl der gemeldeten Daten-Diebstähle von 1,014 im Jahr 2010 auf 819 im Jahr 2011 gesunken. Der dadurch verursachte Schaden sei allerdings um ein Vielfaches gestiegen. Habe sich der Gesamtschaden im Jahr 2010 noch auf 3.8 Milliarden US-Dollar belaufen, seien sie nun im Gegensatz dazu auf 20.6 Milliarden Dollar angestiegen. Wie die Autoren des entsprechenden Zecurion-Berichts feststellten, hätten sich mit 72.4 Prozent die meisten Daten-Diebstähle in den USA ereignet. Nur fünf Prozent hätten hingegen in Russland stattgefunden. Vor diesem Hintergrund, so heißt es weiter, belaufe sich der geschätzte Schaden, der für russische Bürgerinnen und Bürger durch Diebstahl oder eine unbefugte Veröffentlichung ihrer Daten verursacht wurde, auf etwa eine Milliarde US-Dollar und damit im Vergleich auf eine relativ geringe Summe.

Wie die Untersuchung des Portals weiterhin offenlegt, sei das Gros der Daten von Laptops und Mobiltelefonen, hier liegt der Anteil bei 19.4 Prozent, gestohlen worden. Auch Online-Service-Plattformen (18,2 Prozent), Desktop-Computer (16,1 Prozent) und Datenspeicher (13,8 Prozent) waren betroffen.

Eindringlinge sind sich des Werts der Daten bewusst

Ob diese Daten tatsächlich der Realität entsprechen, daran hegt zumindest Natalya Kaspersky, CEO bei InfoWatch, starke Zweifel. Lediglich dem Gesamttrend, so heißt es bei “India & Russian Report” weiter, könne sie zustimmen. Auch sie sehe zwar eine allgemeine Tendenz zu einem Rückgang der Verluste, die durch Datendiebstahl oder Veröffentlichung von vertraulichen Informationen im Internet entstanden seien. Auf der anderen Seite weist die Fachfrau allerdings darauf hin: “Ganz klar, die Schäden, die durch solche Lecks entstehen, werden zunehmend bedeutsam, da ihre Gesamtheit und Kosten direkt miteinander verbunden sind. In unserem Land, wie auch anderswo in der Welt, wächst der gesamte Wert der Informationen, was in erster Linie auf die zunehmende Quantität und Qualität der Daten zurückzuführen ist. Heute sind sich Eindringlinge in vollem Umfang bewusst, wie kostbar Informationen sind, so dass sie beginnen, sie in größeren Mengen und auf verschlungenen Wegen zu stehlen.”

Im vergangenen Jahr haben gleich eine Reihe von russischen eine Reihe von Telekommunikationsunternehmen schwere Imageverluste einstecken müssen, nachdem ihnen Daten abhanden gekommen waren. So führte zum Beispiel eine fehlerhafte Konfiguration der Website des russische Mobilfunkanbieters Megafon dazu, dass private SMS-Nachrichten veröffentlicht wurden. Brisant wurde es auch für Russlands größten Mobilfunkanbieter MTS. Hier gerieten Daten von 1,6 Millionen Kunden aus St. Petersburg und der Republik Baschkortostan an die Öffentlichkeit.

Russische Internetkriminielle verdienen 4,5 Milliarden Dollar

Während Russland laut Einschätzung von Zecurion offenbar kein besonders lukratives Ziel von Cyber-Kriminellen darstellt, ist auf der anderen Seite jedoch die Szene innerhalb des Landes im großen Stil aktiv. Jüngsten Schätzungen zu Folge sollen russische Internetkriminielle im vergangenen Jahr sagenhafte 4,5 Milliarden Dollar verdient haben. Ihr Anteil am Gesamtvolumen von 12.5 Milliarden Dollar, das 2011 durch Cyberaktivisten weltweit erwirtschaftet wurde, liegt damit bei 36 Prozent. Das ist das Ergebnis eines Berichts der russischen Sicherheitsanalysefirma Group-IB, der im vergangenen April veröffentlicht wurde (die Webkriminalität führe demnach auch zur Neuausrichtung der Mafia – mehr hier).

Für Aufsehen in diesem Zusammenhang sorgte im vergangenen Januar auch ein Fall vor dem New Yorker Bundesgericht. Dieses hatte gegen einen russischen Mann und dessen Sohn Anklage erhoben. Beide sollen angeblich in Computer von US-Finanzinstituten eingedrungen sein, um so an Kreditkartennummern und Börseninformationen zu gelangen. Ihnen wurde vorgeworfen in den Jahren 2004 und 2005 mehrere gefälschte Websites und Bankkonten in Russland und Lettland betrieben zu haben. Des Weiteren sollen sie gestohlene Kreditkartennummern gekauft sowie mit illegalen Computerprogrammen heimlich auf Computer potentieller Opfer zugegriffen haben, um deren finanzielle Situation sowie Kreditkarten-und Kontodaten auszuspionieren (“Die Cyberkriminellen können aus der Ferne mit einem Mausklick Millionen von Menschen in den USA zu Opfern machen”, sagte der New Yorker Justizminister Preet Bharara – mehr hier).

Kommentare

Schreibe den ersten Kommentar für diesen Artikel.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*