Die Systeme, so berichtet derzeit das Nachrichtenportal “Russia Today” unter Berufung auf einen Bericht aus der “Kommersant”, sollen in drei separaten Ausschreibungen in Auftrag gegeben worden sein. Als offizieller Auftraggeber sei die Militäreinheit 54939 angegeben worden. Tatsächlich, so will jedoch “Kommersant” aus nicht näher genannten Quellen erfahren haben, gehöre diese Einheit allerdings zum Auslandsgeheimdienst (SVR).
“Storm-12″ soll Information in der Blogoshpäre streuen
Das erste System namens “Dispute” soll, so heißt es weiter, für die vollständige Überwachung der Blogosphäre sowie der Sozialen Netzwerke eingesetzt werden. Ziel sei es, so genannte Informationszentren auszumachen und zu erkunden, wie sich Informationen im Netz verbreiten würden. Daneben gelte es herauszufinden, warum bestimmte Berichte unter den Usern beliebt seien und andere eben nicht. Daneben soll die Geheimdiensteinheit “Monitor-3″ in Auftrag gegeben haben. Dabei gehe es um die Entwicklung von Organisationsmethoden und das Management von virtuellen Gemeinschaften durch eigens eingesetzte Experten. Die dritte und wahrscheinlich wichtigste Software soll jedoch die so genannte “Storm-12″ sein. Ihre Aufgabe bestehe darin, automatisch bestimmte Informationen innerhalb der Blogoshphäre zu verbreiten. Besonders interessant wäre diese Software in Zusammenhang mit geplanten Operationen, die zu einer Massenbeeinflussung innerhalb Sozialer Netzwerke beitragen sollen.
Bis Ende 2012, so heißt es bei RT, sollen die ersten beiden Systeme einsatzbereit sein. Letzteres folgt dann 2013. Alle drei Ausschreibungen sollen an das russische Unternehmen Iteranet, geleitet von einem ehemaligen stellvertretenden Chef des russischen Instituts für Kryptografie, Igor Matskevich, gegangen sein. Matskevich habe bereits in früheren Jahren an streng geheimen Aufträgen gearbeitet.
IT-Fachleute fürchten: Software außerhalb der Legalität
Ob diese Software tatsächlich wirksam sei, das wird von russischen IT-Fachleuten allerdings bezweifelt. Laut Startup-Manager Anton Nossik kämen solche Systeme nicht an automatisierten Spam-Filtern vorbei. Seiner Meinung nach müsste ein Teil des Budgets wenn schon darauf verwendet werden, genau diese Hürden zu umgehen. Ein anderer, von “Kommersant” anonym zitierter Fachmann, erklärt, dass die Systeme nur dann effektiv sein könnten, wenn deren Aktivitäten abseits der legalen Möglichkeiten stattfänden. Als Beispiele nennt er etwas das Hacken von Administratoren-Rechten auf Seiten von Sozialen Netzwerken oder sogar die Infizierung von Computern mit automatischen “Bot”-Programmen.
Bereits Ende Juni gab es Meldungen, wonach der Kreml schnellstmöglich sein eigenes Facebook starten wolle (das Ziel: Kontrolle über die aus dem Ruder laufenden Internetuser – mehr hier). Wie der britische “Guardian” berichtete, solle das russische Netzwerk wie schon das beliebte “Vkontakte”, ganz nach dem Vorbild des US-amerikanischen Originals konzipiert sein.
Putin hat Unterwanderung bereits angekündigt
Unterschätzt werden darf die Macht des Internets in Russland ohnehin nicht: Russlands Oppositionsbewegung ist online wohl am lautesten zu hören. Aleksei Navalny, einer der populärsten Kritiker des Präsidenten, Wladimir Putin, wurde beispielsweise über seinen Blog bekannt (selbst die Patentochter Putins meldet sich lautstark über Twitter zu Wort – mehr hier). Selbst Patriarch Kyrill hat seit vergangenen Mai eine eigene Facebook-Präsenz, nachdem er zuvor vor allem im Internet in die Kritik geraten war (hier trafen sich im wahrsten Sinne des Wortes Tradition und Moderne – mehr hier). Und trotz Putins Protest, dass er zu beschäftigt sei, um das Internet mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu verwenden, hat Russland kürzlich sogar Deutschland als das europäische Land mit den meisten Internet-Nutzern überholt. Putin kann das Aufbegehren im Internet aber offenbar nicht schrecken. Seine Haltung ist klar: “Wenn den Verantwortlichen nicht gefällt, was im Internet passiert, gibt es nur einen Weg des Widerstands dagegen: Auf der gleichen Plattform unterschiedliche Antworten [auf die Kritik] in Umlauf bringen und eine größere Anzahl von Unterstützern erreichen.”
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