Die Zahlen sind alarmierend: Jedes Jahr, so berichtet das Magazin “Voice of America”, würden Hunderttausende Russinnen und Russen an Krankheiten versterben, die in Zusammenhang mit ihrem Nikotinkonsum stünden. Insgesamt habe das Land sogar eine der höchsten Raucherquoten weltweit. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liege der Anteil der rauchenden Erwachsenen gar bei 40 Prozent. Das sind gut 44 Millionen Menschen. Global betrachtet gäbe es derzeit nur eine einzige Nation, die den Hang zum Glimmstengel noch exzessiver betreibe – China. Denn im Augenblick, so informiert “Voice of America” weiter, koste eine Schachtel Zigaretten umgerechnet lediglich zwischen einem und zwei Dollar.
Kampf gegen den Qualm bereits 2010 eingeläutet
Ein Umstand, dem der russische Premier Dmitri Medwedew nun offenbar nicht länger zusehen will (hier geht es zur bisherigen Maßnahmenübersicht). Wie das Blatt schreibt, will der Politiker die Anzahl der Raucher in seinem Land unbedingt reduzieren und schlägt hierzu ein totales Rauchverbot an öffentlichen Orten bis zum Jahr 2015 sowie einen grundsätzliches Verbot von Tabakwerbung vor. Darüber hinaus sollen die bisher sehr niedrigen Tabaksteuern angehoben werden. Ein Vorschlag, der bereits vom damaligen Regierungschef Wladimir Putin im Jahr 2010 angeregt wurde.
Um sein Anliegen möglichst effektiv zu verbreiten trat Medwedew im Zusammenhang mit der Prüfung eines Gesetzentwurfes über das Rauchverbot schon Mitte Oktober in einem Internet-Video zum Thema auf. Sein Appell: Die Russen müssen mit dem Rauchen aufhören. Gut 90 Prozent der russischen Raucherinnen und Raucher würden bereits vor ihrem 20. Lebensjahr mit dem Rauchen beginnen. Die damit einhergehende jährliche Todesrate von gut 400.000 Menschen verglich der Politiker mit dem Verschwinden einer großen Stadt von der Landkarte. Auch hinsichtlich den Todesarten nahm der Premier kein Blatt vor den Mund. Das Sterben, etwa durch Krebs, sei meist lang und qualvoll. Andere treffe es plötzlich durch einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Vor allem die russischen Frauen haben in den letzten 20 Jahren ordentlich zugelegt und greifen nun ebenfalls vermehrt zum Glimmstengel. Waren es 1992 noch sieben Prozent Raucherinnen unter den Damen, beläuft sich ihr Anteil heute auf 22 Prozent.
Doch wie wird das russische Volk auf ein Rauchverbot in der Öffentlichkeit reagieren? Nach Ansicht des Moskauers Vladimir, den das Blatt zu diesem Thema befragt hat, nicht besonders gut. Er selbst rauche nicht und unterstütze auch die Pläne des Premiers. Doch er glaubt fest, dass viele sich nicht von einem solchen Verbot abschrecken ließen und trotzdem weiterhin in der Öffentlichkeit rauchen würden. Auch ihre Argumentation kennt Vladimir ganz genau. Die Raucher würden auf ihr Recht auf freie Entscheidung über ihre eigene Gesundheit pochen.
Staatsduma befasst sich an diesem Donnerstag mit Gesetzesentwurf
Auf der anderen Seite steht Medwedew, dem es mit einem Verbot gar nicht schnell genug gehen kann. “Um es direkt zu sagen – dieses Dokument ist wichtig für jeden Russen.” Die Staatsduma, so informiert die “Stimme Russlands” derzeit, solle den Gesetzentwurf an diesem Donnerstag, den 8. November, behandeln. Doch wird das Ganze auch Erfolg haben? “Viele Fachleute sind der Ansicht”, so fasst wiederum “Voice of America” zusammen, “dass die Regierung nicht die Durchsetzungskraft besitzt, auch wenn die Abgeordneten das Verbot passieren lassen.” Denn eines gilt als gewiss: Die Tabaklobby in Russland ist mächtig.
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