Nach Angaben der russischen Justizbehörden gibt es in den hiesigen Gefängnissen derzeit rund 56.000 Häftlinge mit der Immunschwäche-Krankheit Aids. Wie der Finanzchef der Gefängnisverwaltung FSIN, Oleg Korschunow, am vergangenen Mittwoch mitteilte, säßen insgesamt 702.000 Menschen russischen Haftanstalten. Erkrankt sei demnach also bereits jeder Zwölfte.
Doch dem nicht genug: Gleichzeitig räumte Korschunow ein, dass die medizinische Ausrüstung in den Gefängnissen völlig „veraltert“ sei. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP.
Überraschend kommen derlei Zahlen allerdings nicht. Schon im Jahr 2010 wies die russische Generalstaatsanwaltschaft darauf hin, dass in russischen Haftanstalten geradezu dramatische gesundheitliche Verhältnisse herrschten. 90 Prozent der Gefangenen, so berichtet nun auch die AFP, seien krank. Die meisten von ihnen würden an Tuberkulose, Aids und Hepatitis leiden. Doch um eine angemessene medizinische Versorgung zu gewährleisten, fehle schlicht das Geld.
Mehr als eine Million Menschen in Russland infiziert?
Doch das, was sich in russischen Gefängnissen abspielt, ist leider keine Randerscheinung der Gesellschaft. Insgesamt hat sich die Zahl der HIV-Infizierten in Russland in den vergangenen fünf Jahren nahezu verdoppelt. Waren es einst 370.000 Menschen, waren es mit Stand vom November 2012 mittlerweile 703.000. Die Dunkelziffer, so die Vermutung von Beobachtern, könnte allerdings noch weitaus höher liegen. Eine Besserung ist allerdings nicht in Sicht. Unabhängige Quellen schätzten sogar, dass mehr als eine Million Menschen des 143 Millionen Einwohner großen Landes mit dem Virus infiziert seien, der AIDS verursache. Das UN-Aidsprogramm (UNAIDS) geht gar von 1,2 Millionen aus.
Vor allem die russische Drogenszene gilt als akut gefährdet. Durch den Gebrauch von unsauberen Spritze verbreite sich das Virus dramatisch. Auf diesem Weg entstehen 60Prozent der Infektionen. Die restlichen 40 Prozent sind auf ungeschützten Geschlechtsverkehr zurückzuführen (mehr hier).
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