WELTRAUM

Kommt jetzt die Mondbasis? Stellvertretender russischer Premier will Raumfahrtindustrie antreiben

Der stellvertretende russische Premier Dmitry Rogozin ist überzeugt: Russland sollte sich neue Ziele im Weltraum stecken. Er selbst denkt dabei offenbar an den Aufbau einer eigenen Mondstation. Diese könnte das Land wissenschaftlich zu größeren Sprüngen und dem angeschlagenen russischen Raumfahrtprogramm zu neuem Sinn verhelfen.

Die glorreichen Tage der russischen Raumfahrt liegen lange zurück. (Foto: yeowatzup/flickr)

Wie die Nachrichtenagentur Reuters an diesem Dienstag meldet, wolle Rogozin die hiesige Raumfahrtindustrie, die in letzer Zeit eine Reihe von kostspieligen und peinlichen Fehlern erlitten habe, durch ein “großes, prestigeträchtiges und politisches” Projekt wieder nach vorne bringen. Dringend, so der Politiker gegenüber der Radiostation Vesti FM, bedürfe es hier eines Stimulus, um sich wieder zu fokussieren.

In Anbetracht des nach wie vor herrschenden internationalen Wettbewerbs im Weltraum, brauche Russland, so Rogozin, ein wahrhaftes “Superziel”, welches Wissenschaft und Industrie vorantreiben und das Land aus dem seit gut 20 Jahren anhaltenden Morast aus Problemen herausziehen würde. “Warum also nicht versuchen, eine große Station auf dem Mond zu bauen? Das wäre eine Basis für zukünftige ‘Sprünge’ der Wissenschaft.” Auf die dort vermuteten Wasser- und Mineralressourcen haben Wissenschaftler ohnehin schon länger ein Auge geworfen.

Russische Raumfahrt: Neben den USA tritt nun auch China an

Kehrt nun der einstige russische Weltraum-Ehrgeiz zurück? Jetzt, da auch China mit der „Shenzhou-9“ die Hand ins All ausstreckt? Bis man die beiden Supermächte USA und Russland eingeholt hat, scheint es zwar noch ein langer Weg. Doch immerhin: Peking plane, so schreibt Reuters weiter, die Landung der ersten chinesischen Sonde auf dem Mond bereits für das kommende Jahr.

Fest steht bisher: Die glorreichen Tage der russischen Raumfahrtindustrie gehören längst der Vergangenheit an. Der erste Satellit im All, der erste Mann im Weltraum – schöne Geschichten, die Jahrzehnte zurückliegen. Heute kämpft sie mit massiv gekürzten Budgets und der Abwanderung fähiger Kräfte. Moskau, so scheint es, ist eigentlich schon lange nicht mehr im Weltraum präsent und das aktuelle Raumfahrtprogramm macht da nicht gerade Hoffnung. Erst Anfang August missglückte ein Raketenstart. Die Proton-M sollte zwei Telekommunikationssatelliten auf ihre Bahn bringen. Zwar verlief der Start vom Weltraumbahnhof im kasachischen Baikonur erfolgreich, doch wie die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos erklärte, habe sich dann der Antrieb der letzten Stufe zu früh ausgeschaltet. Aus und vorbei, 150 Millionen Euro dahin, während die Welt bewundernd in Richtung der Amerikaner blickte, die sich fast gleichzeitig über die erfolgreiche Landung ihre Mars-Rovers Curiosity” freuen konnten. “Wir verlieren unsere Kompetenz und Milliarden Rubel”, wies Ministerpräsident Dmitri Medwedew bereits bei einer Sitzung der Regierung im vergangenen Monat auf die frustierende Situation hin.

Realistische Ziele für Russland: Mars steht nicht zur Debatte

Die Idee einer Mondstation schwirrt übrigens schon länger innerhalb der russischen Weltraumbehörde Roskosmos. Auch über eine Kooperation mit den USA und Europa sei, so Reuters, bereits nachgedacht worden. Daneben sei der Bau einer Mondstation in Betracht gezogen worden, die den Mond umkreisen würde. Bis 2020, so die bisherigen Pläne, sollen zwei unbemannten Mission gen Mond entsandt werden. Angeblich denke man auch eine bemannte Mission nach. Doch den Mars wagt man in Russland derzeit gar nicht erst zu denken.

Kommentare

Schreibe den ersten Kommentar für diesen Artikel.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*