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Russlands Antwort auf Ebay: BayRu wächst um 1700 Prozent in drei Jahren

Ihre Erfolgsgeschichte klingt wie aus der Traumfabrik Hollywood. Dabei befinden sich die beiden Brüder aus St. Petersburg mitten in Chicago. Mit ihrer Plattform BayRu haben Anton und Gene German ein amerikanisch-russisches Pendant zu Auktionsriese Ebay entwickelt. Mit Erfolg: In den vergangenen drei Jahren Betrug ihr Wachstum satte 1700 Prozent.

BayRu versteht sich als Vermittler zwischen den USA und Russland. (Foto: Screenshot BayRu)

BayRu versteht sich als Vermittler zwischen den USA und Russland. (Foto: Screenshot BayRu)

Für die amerikanisch-russischen Handelsbeziehungen hat die in Chicaco ansässige Firma BayRu das getan, was das Internet für den Datingmarkt getan hat, meint RIA Novosti. Gleichgesinnte, aber voneinander getrennte Parteien werden miteinander verbunden, so dass am Ende beide davon profitieren.  BayRu, das sei für seine User eine Art russisches eBay.

Russen und US-Produkte zusammenbringen

Die Plattform selbst versteht sich als Mittelsmann zwischen Russen mit einer Affinität für US-Produkte und auf der anderen Seite Herstellern, die nicht verstehen, wie der russische Markt funktioniert. „Russische Verbraucher und Händler in den USA sind enorm voneinander getrennt – und das auf  vielen Ebenen“, zitiert die Nachrichtenagentur Aaron Block, seit 2010 Geschäftsführer von BayRu.

Die Idee, diese strikt getrennten Welten zusammenzuführen, hatten die beiden russischen Brüder Anton und Gene German im Jahr 2007. Die jungen Männer waren zum Studieren in die USA gekommen. BayRu riefen sie ins Leben, um Freunden und der Familie, die „zurück in der alten Heimat“ waren, den Zugang zu US-Produkten zu erleichtern, die sie in den Vereinigten Staaten ganz einfach bekommen hatten und nun nur schwer und vor allem nur für teures Geld zu kriegen waren.

Umsatzzahlen verdoppeln sich fast im Jahrestakt

Das Nischen-Konzept ging auf, die St. Petersburger Brüder klinkten sich in ein Geschäftsfeld ein, das, so Block, allein 2012 eine Milliarde Dollar umgesetzt hat. Der grenzüberschreitende E-Commerce zwischen den USA und Russland sei ein riesiges und vor allem rasant wachsendes Geschäft. Ein Umstand, der sich auch bei BayRu niederschlägt. In den vergangenen drei Jahren betrug das Wachstum satte 1700 Prozent.  In diesem Jahr, so die Prognose, sollen die Umsatzzahlen die 75-Millionen-Dollar-Marke durchbrechen.  Die Entwicklung ist rasant:  Lag BayRu 2011 noch bei einem Bruttoumsatz von 20 Millionen, war dieser bereits im Jahr darauf gut doppelt so hoch. In diesem Jahr, so heißt es weiter, erwarte das Unternehmen, dass 250.000 verschiedene Artikel an Kunden in Russland verschickt würden.

Doch trotz solch gigantischer Zahlen, das Geheimnis des Erfolges ist nach Ansicht von Block ein ganz bodenständiges:  Du kennst da einen Typen, wie Cousin Aaron, in Chicago. Der stellt sicher, dass man genau das bekommt, was man auch haben möchte. Und das so schnell und sicher, wie man möchte und mit dem Service, den man auch verdient.

Die Herausforderung: US-Produkte nach russischer Sitte

Einfach war die amerikanisch-russische Verbindung allerdings nicht herzustellen:  In Russland ist vor allem das Zahlen per Nachnahme üblich, für internationale Händler nicht unbedingt die Zahlungsart der Wahl.  Hinzu kamen Sprach- und Servicebarrieren, Verwirrung über Sitten, Vorschriften und Versand-Anforderungen sowie ein allgemeiner Mangel an Komfort. Verstanden hat BayRu das jedoch auf Anhieb: „Russland ist ein großer Markt von 140 Millionen Menschen.  Es gibt eine klare Präferenz für eine lokalisierte, russifizierte Lösung für Waren.  Wenn etwa auf man Yandex versus Google blickt, oder auf Vkontakte versus Facebook, kann man beobachten, dass, obschon die Kunden ein Produkt aus Amerika wollen, sie auch die Erfahrung aus Russland brauchen“, so Block.

Besonders beliebt: Autoteile, Mode und Elektronik

Die Lösung der German-Brüder:  Sie suchten den Anschluss an Zahlstellen, die bereits in Geschäften, Bahnhöfen und Banken in ganz Russland vorhanden waren. Rund 500.000 davon gibt es im gesamten Land, auch in Sibirien und im Kaukasus stehen sie zur Verfügung, um nun auch Gelder an BayRu zu überweisen. Das Unternehmen selbst kauft darauf hin ein bestimmtes Produkt, das der Kunde in Russland von einem seiner E-Commerce-Partner bestellt hat, verfrachtet es zum Lagerhaus in Chicago und verschifft es von dort schließlich gen Russland. Und das Ganze zu einem Aufschlag von neun Prozent auf den Kaufpreis, zzgl. Versand, Versicherungen und anderen optionalen Diensten.  Der Vorteil: Da die meisten der gekauften Artikel für den persönlichen Gebrauch sind,  sind sie in der Regel auch frei von Einfuhrabgaben, Zöllen und sonstigen Abgaben. Gefragt, so Block, seien vor allem Autoteile, gefolgt von Mode und Elektronik. Auch das Geschäft mit Hausrat, Spielzeug und Sammlerstücken, mit einem Schwerpunkt auf bekannten und vertrauenswürdigen Marken, boome.

Heute BayRu hat 120 Mitarbeiter, die meisten von ihnen in den USA, und viele von ihnen mit Verbindungen zu Russland und der ehemaligen Sowjetunion.

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