Sotschi

Eiskunstlauf bei Olympia: Türkisches TV will keine Zensur ausüben

Der staatliche türkische TV-Sender TRT hat Behauptungen zurückgewiesen, wonach man die Eiskunstlauf-Übertragungen der Olympischen Spiele zensieren wolle. Angeblich sollte das wegen der knappen Outfits der Damen geschehen. Allzu weit hergeholt scheinen die Befürchtungen allerdings nicht. Das Thema Zensur taucht im türkischen Fernsehen nicht zum ersten Mal auf.

Zu viel nackte Haut für das türkische Publikum? (Foto: Flickr/by Ryosuke Yagi CC BY 2.0)

Der staatliche türkische Fernsehesender TRT hat sich am Donnerstag öffentlich zu den Behauptungen geäußert, er würde bestimmte Eiskunstlauf-Veranstaltungen aus Sotschi nicht übertragen. Die Anstalt dementierte die Gerüchte und stellte klar: Auch diese Wettkämpfe während der Olympischen Winterspiele 2014 würden wie alle anderen Wettbewerbe auch ausgestrahlt.

Der Sender ging in die Offensive und erklärte: „Wir erwarten eine Entschuldigung von denen, die behaupten, dass TRT Zensur ausübe. Wir laden sie ein, die Olympischen Winterspiele auf TRT Spor anzusehen“, zitiert die türkische Zeitung Hürriyet. Der Sendeplan für die am 7. Februar startenden Spiele in Russland sei bereits vor gut einem Monat vorbereitet worden. Darin enthalten sei auch Frauen-Eiskunstlauf.

In seiner Erklärung stellt TRT zudem heraus, dass man auch während der Olympischen Sommerspiele 2012 in London alle Sportveranstaltungen ausgestrahlt habe. Ebenso verhalte es sich mit den Schwimm-Europameisterschaften im vergangenen Jahr, den WTA Damen-Tennismeisterschaften und der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2010. Meldungen, dass TRT die Damen auf dem Eis diesmal ausspare, hatten zuvor im Internet die Runde gemacht.

Zensur bzw. Abstrafungen sind in der türkischen TV-Welt allerdings durchaus ein Thema. Schlagzeilen machte etwa die Zensur des Wortes „gay“ bei der TV-Ausstrahlung des Films „Av Mevsimi“ im Jahr 2011. Es sei eine Beleidung, so die Erklärung des Senders ATV. Im Sommer 2012 zensierte TRT ein Gespräch zwischen Aleviten und Sunniten. Damals kam es zum Eingriff, als es in einer Filmsequenz um die Glaubensrichtung einer Figur, die zuvor auf dramatische Weise zum Islam bekehrt wurde, ging.

Vor noch nicht allzu langer Zeit sorgte TRT für Unmut als man in die Übertragung der Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele in London am 12. August eingriff und John Lennons bekannten Song „Imagine“ kurzerhand zensierte und die Passage über eine Welt ohne Religion einfach nicht übersetzte. „No religion“, das ist offenbar nichts für türkische Zuschauer, entschied der Sender eigenmächtig. Der Moderator, der sonst korrekt ins Türkische übersetzte, ließ diese Stelle einfach aus.

Immer wieder mischt sich auch der Oberste Rat für Hörfunk und Fernsehen in der Türkei (RTÜK) in das Sendegeschehen ein. So wurden im vergangenen Sommer gleich diverse Sender wegen ihrer Berichterstattung im Zusammenhang mit den Gezi Park-Protesten abgestraft. Für Aufsehen sorgte aber auch der Fall um den Privatsender CNBC-E, der für die Ausstrahlung einer bestimmten Simpsons-Folge zur Kasse gebeten wurde.

 

 

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