DEMOGRAPHIE

Rente erst mit 70: Putin will hochrangige Regierungsbeamte länger arbeiten lassen

Der amtierende russische Präsident Wladimir Putin fällt seinem Vorgänger Dmitry Medwedew in den Rücken. Statt Top-Positionen in der russischen Regierung in Zukunft mit jüngerem Personal zu besetzen, sollen die Spitzenbeamten nach dem Willen Putins nun sogar bis zum 70. Lebensjahr arbeiten dürfen.

Wladimir Putin willl seine Spitzenbeamte künftig länger arbeiten lassen. (Foto: Presidential Press and Information Office/wikipedia)

Ist es ein Schritt, um die gebeutelten Rentenkassen zu schonen oder geht es Wladimir Putin um etwas ganz anderes? Der jüngste Schachzug des Präsidenten dürfte nach den aktuellen Repressalien gegen Demonstranten und ausländische NGOs von nicht wenigen als ein weiterer Schritt in Richtung Machtsicherung gewertet werden. Seit Mai dieses Jahres bekleidet der bald 60-Jährige erneut das Amt des russischen Präsidenten. Und um ihn herum schart er lauter alte Bekannte: Viele Spitzenbeamte im Kreml sind teils langjährige Kollegen Putins, so berichtet derzeit das Wall Street Journal. Und diese seien bereits um die 65 Jahre alt. Nun sollen sie also länger “im Sattel” bleiben dürfen als bisher üblich. Entschieden werde das, so heißt es weiter, auf “individueller Basis”.

Offiziell wird argumentiert, auf diese Weise hochqualifizierte Leute, wie Minister und Regierungsberater in Spitzenpositionen halten zu können. Für gewählte Vertreter, darunter fällt auch Putin selbst, gelte der Vorschlag allerdings nicht. Schon jetzt werde damit gerechnet, dass der Vorstoß ohne Probleme vom Parlament abgesegnet wird.

Dmitry Medwedew wollte Beamtenaparat verjüngen

Vorgesehen war noch vor zwei Jahren eigentlich die entgegengesetzte Richtung: Unter dem heute 46-jährigen Dmitry Medwedew sollte es zu einer Verjüngung innerhalb des russischen Beamtenaparats kommen. Erste Schritte hatte er damals bereits unternommen. „Er hatte Dutzende langjähriger Beamter ausgetauscht und dafür gesorgt, dass Staatsdiener spätestens mit 60 Jahren in Rente gehen müssen, in Ausnahmefällen spätestens mit 65 Jahren“, informiert das Wsj über anfängliche Maßnahmen.

Bereits im vergangenen April waren Pläne laut geworden, wonach das russische Renteneintrittsalter heraufgesetzt werden solle. Wie die russische Zeitung “Kommersant” seinerzeit berichtete, gab es wohl eine Arbeitsversion eines Plans zur Reform der russischen Rentensystems, der vorsah das Rentenalter für Männer bis 2047 von derzeit 60 auf 65 Jahre hochzusetzen. Auch Frauen, so hieß es, seien betroffen. Sie sollten statt bis zum 55. ebenfalls bis zum 65. Lebensjahr arbeiten. Rufe nach Reformen dieser Art gab es in Russland immer wieder. Putin sparte das Thema während seines jüngsten Wahlkampfes jedoch bewusst aus, um Unruhen zu vermeiden.

Russlands Bürger gehen zu früh in Rente

Dabei scheinen Reformen dringend notwendig: Auch im Riesenland plagt man sich mit dem demographischen Wandel, der das System zunehmend unter Druck setzt. Ein zusätzliches Problem: Die Russen gehen noch dazu meist früher in Rente als ihre Kollegen etwa in Europa. Das durchschnittliche Rentenalter liege bei den Männern bei 54 Jahren und bei den Frauen bei 52 Jahren (die Rentenkassen werden von Jahr zu Jahr leerer – mehr hier).

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