GEHEIMTREFFEN

Bei Abkehr von Assad: Saudis bieten Russland neuen Öl-Deal

Bei einem Treffen zwischen Präsident Putin und dem saudischen Prinz Bandar sollen Putin einige finanzkräftige Argumente für ein Fallenlassen Assads angeboten worden sein. Unter anderem habe Saudi-Arabien angeboten, tschetschenische Terroristen aus Olympia rauszuhalten. Daneben habe man aber auch angeboten, für einen stabilen Ölpreis zu sorgen, indem man die Produktionskapazitäten entsprechend verändere.

Vor drei Wochen hat sich der saudi-arabische Geheimdienstchef Prinz Bandar bin Sultan mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen, um einen Deal zu vereinbaren. Wenn Russland von der Seite Assads weicht, erhält es einen mit 15 Milliarden Dollar dotierten Rüstungsauftrag (mehr hier), Garantien für die Vorherrschaft auf dem europäischen Gasmarkt und die Sicherheit, dass die Olympischen Spiele im nächsten Jahr von tschetschenischen Terroristen verschont bleiben. Doch auch dieses Paket an Zugeständnissen konnte Putin offenbar nicht überzeugen.

Neueste Erkenntnisse über das geheime Gespräch stammen aus der russischen Presse und der libanesischen Zeitung As-Safir, die der Hisbollah nahe steht, wie die australische Zeitung Sydney Morning Herald berichtet. Demnach habe der saudische Prinz dem Präsidenten Putin angeboten, für einen stabilen Ölpreis zu sorgen, indem man die Produktionskapazitäten entsprechend verändere. Dafür könne man die Mitglieder der OPEC, eines Zusammenschlusses hauptsächlich arabischer Erdöllieferanten, zu einer Allianz mit Russland drängen.

Der derzeitige Preis für Rohöl befindet sich auf einem sehr hohen Niveau, was an politischen Spannungen bei den Erdöllieferanten Nigeria, Libyen und Irak liegt. Sollte der Syrien-Krieg auch den Iran und Saudi-Arabien involvieren, wäre eine Ölkrise sehr wahrscheinlich. Zwar hat Russland ein Interesse an hohen Preisen für sein Öl, doch zu hohe Preise können die Weltwirtschaft in eine verschärfte Rezession führen und das Gegenteil bewirken, weil viele Verbraucher das Öl nicht mehr bezahlen können.

„Wir respektieren Russlands Interesse in die Öl- und Gasvorkommen im Mittelmeer vor Israel und Zypern. Auch gegen die geplante Pipeline nach Europa haben wir nichts einzuwenden. Wir können hier kooperieren“, soll der saudische Prinz gesagt haben. Falls die Enthüllungen der Wahrheit entsprechen sollten, kommt damit die kühl kalkulierende Realpolitik Saudi-Arabiens und Russlands zum Vorschein. Sogar terroristische Anschläge werden von den Saudis als Verhandlungseinsatz benutzt.

Saudis können tschetschenische Terroristen zurückpfeifen

Im nächsten Jahr finden die Olympischen Winterspiele im russischen Sotchi statt. Erst im Juli drohte der Kopf der tschetschenischen Terroristen, Doku Umarov, damit, Terroranschläge auf die Spiele zu verüben (mehr hier). Das Prestigeprojekt könnte durch Anschläge tschetschenisch-islamistischer Terroristen in schrecklicher Erinnerung bleiben und nicht, wie Russland hofft, ein gastfreundliches, weltoffenes und vor allem sicheres Russland präsentieren.

„Ich kann ihnen garantieren, dass die Olympischen Spiele sicher bleiben. Die tschetschenischen Gruppen, die die Spiele bedrohen, sind unter unserer Kontrolle. Wir benutzen sie im Syrien-Krieg als Druckmittel, können sie aber an- und ausschalten, wie wir wollen“, so der Prinz.

Zahlreiche Kämpfer der syrischen Rebellen kommen aus dem Ausland. Insbesondere die islamistischen Gruppierungen bestehen aus Kämpfern aus Libyen, dem Irak oder aus Tschetschenien. Saudi-Arabien kann die tschetschenischen Kämpfer zum einen als Kampftruppe gegen Assad und zum anderen als islamistische Bedrohung, die den Westen zur Intervention drängt, einsetzen. Dass die Tschetschenen nach Ende des Krieges eine politische Rolle spielen würden, hätte der Prinz ausgeschlossen.

Putin bleibt, auch bei solch umfangreichen Zugeständnissen, nichts anderes übrig, als abzulehnen. Der für Russland letzte verbliebene direkte Einfluss im Nahen Osten durch Assads Regime ist nicht gegen finanzielle Argumente aufzuwiegen. Außerdem wäre ein radikaler Kurswechsel Putins nicht mit dem russischen Selbstbild als Großmacht vereinbar, ein starker Verlust an Glaubwürdigkeit wäre die Folge.

Kommentare

Dieser Artikel hat 2 Kommentare. Was ist Deiner?

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

  1. In Syrien herrscht ein totaler Krieg. Der Krieg jeder gegen jeden ist von außen ins Land getragen worden. Seine Folge ist – wie in den anderen nordafrikanischen Staaten bereits erfolgreich praktiziert – die Destabilisierung von Gesellschaft und Staat.
    Die Heftigkeit der Kriegspropagandalügen, des Bombens und Mordens hat ihre besonderen Gründe: Das Ausschalten des Assad-Regimes würde zunächst den Korridor frei machen für die Logistik eines Angriffskrieges gegen Iran. Mit dem Ende des Regimes in Syrien wären zum einen das Selbstverständnis Russlands und Chinas als global players und deren Vorstellungen von einer multipolaren Welt empfindlich beeinträchtigt; zum anderen hätten die USA ihre Vorstellungen von einer unipolaren US-imperialen Welt und dem ‘amerkanischen Jahrhundert’ zumindest mittelfristig verwirklicht.
    Doie Angebote der Saudis an Russland sind Ausdruck arabischer Basarmentalität und naive Vorstellungen von Käuflichkeit. In Nordafrika wird es absehbar ein langes und grausames Ringen um die Vorherrschaft in der Welt geben. Sich durchsetzen wird, wessen Feuerkraft am längsten anhält. Die Menschen und deren Leiden spielen in diesem brutalen Machtspiel ebensowenig eine Rolle, wie die romantisch verklärten deutschen Bekundungen über Menschenrechte, Krieg und Frieden. Nebenbei bemerkt: Deutschland ist infolge seiner diversen ‘Dienstleistungen’ – zu denen ich auch die ständigen Brüskierungen Russlands zähle – längst Kriegspartei.

    • Der Analyse von Wolfram ist nichts hinzuzufügen, einzig die Anmerkung, dass die Zeit überreif ist für eine Achse Berlin-Moskau-Peking als die Fortsetzung des Blutbündnisses mit dem Kriegstreiber USA.